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DIE SÜDOSTSCHWEIZ AM SONNTAG | 7. AUGUST 2011 6
FRANCIACORTA
Italien feiert 150 Jahre Staatsgründung. Angestossen wird mit Franciacorta, einem Schaum-
wein, der präzis vor 50 Jahren erfunden wurde. Über die Schlauheit unserer Nachbarn und
ihr Genie, diese auch noch gut zu verkaufen.
Es war einmal ein reicher Gutsherr, der besass ein schö- auf einer Weinflasche lesen. Damit sind wir wieder mit- Es gibt in diesem Jahr in Italien also Gründe genug, um nes Anwesen auf einem Hügel unweit des verträumten ten im Märchen, und wenn wir es wahr werden lassen die Korken knallen zu lassen – pardon, sacht aus der Fla- Iseo-Sees. Der Hügel war bewachsen mit Reben. DasWer- wollen, dann heisst der Gutsherr Guido Berlucchi und sche zu drehen.
den desWeins überliess er der Natur, und so kam es vor, der junge Mann Franco Ziliani. Die beiden haben 1961 dass schon zu Weihnachten weder Weiss noch Rot so die ersten 3000 Flaschen Schaumweine in der Francia- Wenn alle am gleichen Strick ziehen
schmeckte, wie er es sich gewünscht hatte. Da kam eines corta produziert und 1964 unter dem Namen «Pinot di Mitte der Siebzigerjahre begannen immer mehr Produ- Tages ein junger Mann desWeges. Sie grüssten sich, spra- Franciacota» auch in denVerkauf gebracht. Der junge Zi- zenten, ebenfalls Schaumweine herzustellen. Heute wer- chen über dies und das, und bald schon sassen sie bei ei- liani aus Brescia hatte inAlba Önologie studiert und dort den schätzungsweise 90 Prozent der gesamten Ernte ver- nem Krug Wein zusammen. Der Besucher wollte gegen- auch einiges über die Schaumweinherstellung erfahren; sektet. In weniger als zehn Jahren hat sich die Anbauflä- über dem Gastgeber nicht unhöflich sein und doch be- viele der grossen italienischen Spumante-Häuser sind ja che auf 2700 Hektaren verdoppelt, und bereits werden merkte dieser, wie der junge Mann nur zögerlich trank bekanntlich im Piemont ansässig. Berlucchi, der nur we- jährlich über zehn Millionen Flaschen «Franciacorta» und dabei gar leicht den Mund verzog. «Schmeckt Ihnen nige Reben besass, begann aufgrund des Erfolgs, den sein verkauft. Im Consorzio Tutela Franciacorta mit seinen meinWein denn nicht?» wollte der Gutsherr wissen? Erst «Champagner» erzielte, Trauben in der Gegend zuzu- fast 200 Mitgliedern sind praktisch alleWinzer undWein- wand sich dieser, doch als er gedrängt wurde, die Wahr- kaufen, bis auch dies nicht mehr ausreichte, um die Nach- häuser vertreten. Mit zwei geschickten Schachzügen hat heit zu sagen, sprach er sie aus, nicht ohne beizufügen, frage zu decken, und so kamen später auch Trauben aus es sein wichtiges Produkt in einem globalisierten Markt was zu tun wäre, um den verdorbenen Wein zu verbes- andern Gebieten wie dem Trentino und dem Oltrepò Pa- präzis positioniert. Der Erste:Was «Franciacorta» heisst, sern. Dies beeindruckte den Gastgeber sehr.Wenig später vese hinzu. Guido Berlucchi starb 1990, sein Unterneh- stammt aus einem beschränkten Anbaugebiet und ist reisten die beiden in den Westen, wo es hiess, dass die men war damals – und ist es auch heute noch – der weit- heute per Definition ein flaschenvergorener Schaumwein besten Weine herkämen: ins Burgund, ins Bordelais und aus grösste Hersteller von Schaumweinen in der Francia- aus den drei Sorten Pinot noir, Chardonnay und Pinot in die Champagne. Einer schmeckte ihnen besser als der corta.Allein von der «Cuvée Imperiale» werden jährlich blanc. Der Zweite: 1995 wurde der Wein in den DOCG- andere, doch keiner mundete so gut wie der Champa- über drei Millionen Flaschen produziert. Und weil er kei- Stand (Denominazione d’Origine Controllata e Garanti- gner. Sie begannen sich auszumalen, wie es wäre, wenn ne Nachkommen hatte, überliess er sein Lebenswerk ta) erhoben. Damit war der «Franciacorta» nach nur 30 sie bei sich auch einen so raffinierten, prickelnden Wein Franco Ziliani, ohne den es nicht hätte entstehen können. Jahren in den Kreis der bedeutendsten italienischenWei- herstellen würden. Je mehr sie darüber nachdachten, um- Ziliani selber feierte diesen Juni seinen 80. Geburtstag. ne vorgestossen.
so mehr gefiel ihnen dieVorstellung, und sie kamen über- ein, dies mit den nächsten reifen Trauben auszuprobie- ren. So kam es denn auch, und von Jahr zu Jahr gelang ihnen der Wein besser. Und weil dieser Wein so ganz an- ders und besonders gut schmeckte, wollten immer mehr davon trinken, und bald schon wusste das ganze Land da- von. Da begannen auch die Nachbarn, es den beiden gleichzutun, bis schliesslich die ganze Gegend zu einem Schaumweinparadies wurde.Aus Dankbarkeit gegenüber den Nachbarn imWesten, die dem Land einen so vorzüg- lichen Wein geschenkt hatten, nannten sie ihn – Francia- 1961 – Geburtsjahr eines neuen Weins
Fast alles an diesem Märchen ist wahr. Bis auf den Na- men. Der bedeutendste Wein aus dem Anbaugebiet zwi- schen Brescia und dem Ufer des Lago d’Iseo heisst zwar in der Tat «Franciacorta», der Name leitet sich aber von «Corte Franca» ab. Die freien Bauernbetriebe (lat. curtes francae) dieser Gegend hatten im Mittelalter das Recht, Handel zu betreiben. Bereits 1277 taucht der Name «Franzacurta» zum ersten Mal in den Annalen der Ge- meinde Brescia auf. Er bezeichnete das Gebiet zwischen den Flüssen Oglio und Mella südlich des Iseo-Sees. Doch erst 1964 konnte man der Name «Franciacorta» erstmals Die Heimat des noch jungen italienischen Schaumweins Franciacorta liegt in den sanften Hügel unweit des Lago d’Iseo.
WEINEMPFEHLUNG
Montenisa, Cazzago San Martino
Ca' del Bosco, Erbusco
Das Weingut der Contessa Magi wurde 1999 von Pietro Unter der Leitung des rührigen Maurizio Zanella ist Ca’ del Antinori gekauft. Die Namen seiner drei Töchter Albiera, Bosco eines der Flaggschiffe desAnbaugebiets. Bereits vor Allegra, Alessia stehen auf dem Korken. Die jährliche 20 Jahren produzierte Ca’ del Bosco einen Pas dosé. 30 000 Produktion beträgt 300 000 Flaschen.
Helles Gelb; dezentes Bouquet,frisch,attraktive Mischung Mittleres Gelb; intensives,verführerisches Bouquet,leichte von Frucht , Hefe, Blüten; am Gaumen schlank und ge- Rauchnote, fruchtig und würzig zugleich,Vanille, Manda- schmeidig im Antrunk, floral, sehr feine Mousse, rassige rine; am Gaumen dicht, feiner Schmelz, sehr feine Mousse, Säure im Mittelteil und Finale, langer, von spürbarer Bittermandel- frisch, Mandarine, leichte Röstnoten,Anis im langen Finale; note markierter Nachhall; harmonischer, tänzerischer Franciacorta. komplexer, vielschichtiger und ausgesprochen harmonischerWein.
nicht mehr als 15 Gramm betragen, Stefan Keller.
Franciacorta Montenisa, erhältlich bei Bindella, Zürich;
Franciacorta Dosage Zero millesimato 2006, erhältlich bei Caratello,
St.Gallen; 54 Franken, www.caratello.ch.
«Satèn», das Pendant des französischen «Crémant» wird nur aus weissen Sorten hergestellt, meist aus- Der Satèn schliesslich Chardonnay. «Satèn» unterscheidet sich vom «Brut» vor allem durch den geringeren Druck (un- Ronco Calino, Cazzago San Martino
Il Mosnel, Passirano
ter fünf atü.), was zu weniger Kohlensäure im Glas Nach dem Tod des legendären Pianisten Arturo Benedetti Das traditionsreiche Weingut wurde 1936 gegründet. Seit Alle anderen Stilrichtungen werden in weitaus gerin- Michelangeli erwarben Paolo Radici und dessen Frau Lara 1979 ist der Schaumwein auf den Markt, der Satèn Mille- geren Mengen hergestellt. Besonders interessant sind das prächtige Anwesen und bauten es zu einem Weingut simato aus 100 Prozent Chardonnay 1996. Der Millesimato die Jahrgangs-Franciacorta («Millesimato»), die frü- mit einer jährliche Produktion von 70 000 Flaschen aus.
Satèn ist der zweitwichtigste Franciacorta der Geschwister hestens drei Jahre nach der Ernte auf den Markt Ihr Satèn ist zu 100 Prozent aus Chardonnay gekeltert.
kommen dürfen und die «Pas Dosé» (bis maximal drei Helles Gelb; fruchtig, floral, leichte Hefenote; sehr frisch Mittleres Gelb; dezentes Bouquet, Hefe, Mineralität, Brio- imAntrunk, leichteTanninstruktur, feine, wenn auch starke che; im Gaumen straff im Antrunk, zugleich Schmelz, Mousse, Zitrusnoten, stahliges, langes Finale; knackiger, reife Pfirsichnote, feine Mousse, frische Säure, öffnet sich zu Stefan Keller ist Redaktor der «Schweizerischen Weinzeitung»,
strukturierter Satèn, dem etwas Flaschenreifung guttun wird.
langem, saftigem Finale; komplexer, austarierter Schaumwein.
Weinproduzent in der Valtellina (I Vinautori) und leitet die FirmaKontext (Promotionen, Publikationen, Projektentwicklung).
Franciacorta Satèn, erhältlich bei: Brancaia, Zürich;
Franciacorta Millesimato Satèn 2005, erhältlich bei: Vinarium Schaller,
35 Franken, www.vinothek-brancaia.ch.
Ruswil; 36 Franken, www.schaller-vinarium.ch.

Source: http://stefan.keller.name/useruploads/files/journalismus_chili/so_chili_110807_franciacorta.pdf

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HIV and Pregnancy – Mother-to-Child Transmission of HIV Mother-to-Child Transmission of HIV HIV is transmitted (passed) from one person to anotherUnprotected sex: sex without using a condom. through specific body fluids—blood, semen, genital fluids, and breast milk. Having unprotected sex or sharing needles Mother-to-child transmission of HIV: the passing of HIVfrom a woman infected

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ICAMS 2012 – 4th International Conference on Advanced Materials and Systems PROTEIC INGREDIENTS FOR COSMETIC PRODUCTS MADALINA GEORGIANA ALBU1, IOANNIS IOANIDIS1, MIHAELA VIOLETA GHICA2,VIORICA DESELNICU1, CIPRIAN CHELARU1, GHEORGHE COARA11 INCDTP - Division: Leather and Footwear Research Institute, Collagen Department, 93 Ion Minulescu Str, 031215, Bucharest, Romania, [email protected]

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