Wenn die Beine keine Ruhe geben
RESTLESS-LEGS-SYNDROM: Obwohl eindeutige Symptome die Diagnosestellung erleichtern, wird
Nächtlicher Bewegungsdrang der Beine in Verbindung mit Kribbeln oder Stechen sind Symptome, die
auf ein Restless-Legs-Syndrom (RLS) deuten. Die Beschwerden können in ihrer Intensität sehr
unterschiedlich sein. Viele RLS-Patienten klagen nicht nur über quälende Missempfindungen, sondern
auch über - zum Teil unerträgliche – Schmerzen. Die Symptome reichen von einem unangenehmen
Kribbeln bis zu schmerzhaften Ziehen, Stechen, Brennen und Krämpfen.
Die Beschwerden treten ausschließlich in Ruhe auf, verstärken sich zum Abend hin. Schlafstörungen
sind die Folge. Wenig bekannt ist, dass die Symptome auch einseitig oder einseitig betont auftreten
können und bei einem Drittel der RLS-Patienten auch Arme und Hände betroffen sind. Typischerweise
bessern sich die Beschwerden – zumindest vorübergehend – durch Aktivität. RLS führt zwar meist
nicht zu einer gravierenden Behinderung, ist jedoch mit einer deutlichen Einschränkung der
Unter- und fehldiagnostiziert
Mit einer Prävalenz in Mitteleuropa von rund 10% ist RLS eines der häufigsten neurologischen
Störungsbilder. Obwohl die Krankheit in letzter Zeit verstärkt Beachtung findet, wird die Diagnose RLS
immer noch zu selten gestellt. Teilweise dürfte es an Ärzten liegen, die die Symptome nicht erkennen
oder fehlinterpretieren. Außerdem wissen viele Patienten über die Behandlungmöglichkeiten nicht
Bescheid und finden sich möglicherweise mit der Krankheit ab, ohne einen Facharzt aufzusuchen.
Eine groß angelegte Studie der Universität Innsbruck zeigte, dass auch Patienten mit einem schweren
RLS, die unter Schlafstörungen litten, zu einem hohen Prozentsatz nicht korrekt diagnostiziert waren.
Die Diagnose RLS wird zunächst klinisch anhand bestimmter obligatorischer Symptome gestel t (>
Abb.). Bei der Erstuntersuchung sol ten neben einer sorgfältigen Medikamentenanamnese
verschiedene Laborparameter (Blutbild, Eisen Ferritin; Transferrin, Elektrolyte, Nierenparameter,
Leberwerte, HbA1C, TSH, T4, Vitamin B12, Folsäure) erhoben werden, um einen Eisenmangel,
Schilddrüsenfehlfunktion oder eine Nephropathie auszuschließen. Bei Erstmanifestation im Alter ist
eher an sekundär bedingte Formen des RLS zu denken, während ein primäres RLS häufiger bei
jüngeren Patienten zu finden ist, wobei die Schwere der Symptomatik im Verlauf der Krankheit
Bei rund einem Drittel der Betroffenen sind die Beschwerden so schwach ausgeprägt, dass sie nicht
behandlungsbedürftig sind. Zudem treten sie nicht regelmäßig, sondern nur sporadisch bei
Provokation auf, beispielsweise bei stundenlangem Stillsitzen bei einem Transkontinentalflug.
Weniger Augmentation unter Dopaminagonisten Die Therapieoptionen bei schwereren Formen umfassen in erster Linie dopaminerge Substanzen.
RLS-Patienten benötigen im Vergleich zu Parkinson-Patienten zumeist geringere Dosen an
dopaminergen Medikamenten und meist reicht eine einmalige Dosierung 1 bis 3 Stunden vor dem
Bei Patienten, die täglich – bei fortgeschrittenem Syndrom auch tagsüber – unter den Symptomen
leiden, sind Dopaminagonisten Mittel der Wahl. Bei sporadischer Symptomatik kann als
Bedarfsmedikation auch Levodopa verordnet werden. Bei längerer Einnahme von Levodopa kommt es
jedoch bei bis zu 80% zu einer Verstärkung und Zeitverschiebung der Symptome (Augmentation). Das
Phänomen der Augmentation tritt bei Dopaminagonisten signifikant seltener und später im
Krankheitsverlauf auf. Dennoch ist auch bei Dopaminagonisten im Lauf der Jahre häufig eine
Dopaminagonisten sind daher derzeit Therapie der ersten Wahl. Bei nicht ausreichender
Symptomkontrolle empfiehlt sich ein Umsteigen auf einen anderen Dopaminagonisten oder auf ein
Antiepileptikum, wobei für Gabapentin die besten Daten vorliegen. Kommt es weiter zu keinem
zufrieden stel enden Response, kann eine Kombinationstherapie Dopaminagonist plus Gabapentin
versucht werden. Hilft auch diese nicht, wechselt man zunächst das Antiepileptikum und kann in
weiterer Folge zusätzlich ein Opioid verabreichen (Tramadol oder Oxycodon). Benzodiazepine sollten
zurückhaltend verwendet werden und vor allem dann, wenn Schlafstörungen massiv im Vordergrund
Wissenschaft: Univ.-Doz. Dr. Willibald Gerschlager, Neurologische Abt. des KH der Barmherzigen
Kasten Diagnosekriterien
1. Bewegungsdrang der Beine, meist begleitet von Missempfindungen
2. motorische Unruhe mit Auftreten der Symptome ausschließlich in Ruhe,
3. zumindest teilweise und vorübergehende Erleichterung durch Aktivität,
4. Verstärkung der Symptome abends und nachts.
Alle 4 Hauptkriterien müssen erfüllt sein.
3. ein- oder beidbeinige periodische Beinbewegungen im Schlaf- oder im Wachzustand.