[eevl - mai 2009] ii.innerklinische akutversorgung des patienten mit schädel-hirn-trauma
ANNOUNCEMENTS / VERBANDSMITTEILUNGEN I 489 DGAInfo Innerklinische Akutversorgung des Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma Aktualisierte Empfehlungen des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Neuroanästhesie der DGAI
Dieses Dokument ersetzt die Empfehlungen des Wissenschaftlichen Arbeitskreises Neuroanästhesie der DGAI zur„Innerklinischen Akutversorgung des Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma“ (Anästh Intensivmed 1998;39:399-412). Zusammenfassung: Vorrangige Aufgabe des mit acht und weniger Punkten auf der Glasgow-
Anästhesisten bei der innerklinischen Akutver sor gung
Coma-Scale (GCS) und alle Patienten mit einer be-
des Patienten mit schwerem Schädel-Hirn-Trauma
einträchtigten Sauerstofftransportkapazität endo
(SHT) ist die Vermeidung zerebraler Sekundär
tracheal intubiert, maschinell beatmet und adäquat
schäden, die sich nach dem Trauma infolge verschie-
(durch Pulsoxymetrie, Kapnometrie und wiederholte
dener intra- und extrakranieller Einflüsse manifestieren
und die Prognose entscheidend bestimmen. Haupt-
Stress- bzw. schmerzinduzierte Anstiege des intra-
ursachen sind eine arterielle Hypotonie und Hypo x -
kraniellen Druckes (ICP) werden durch Analgosedie-
ämie, die trotz präklinischer Maßnahmen zum Zeit-
rung oder Narkose (titrierte Dosierung, i.v. Anäs the -
punkt der Aufnahme bei 10 bis 20 % der Patienten
tika, kein N2O) verhindert; Analgesie ist auch bei
Die Aufrechterhaltung eines ausreichend hohen zere-
Ziele der zerebral orientierten Diagnostik sind die früh-
bralen Perfusionsdruckes (CPP ≥60 mmHg) ist für das
zeitige Identifikation der Art, Lokalisation und pro-
Management des Patienten mit SHT essentiell, um
gnostischen Bedeutung intrakranieller Läsionen sowie
eine sekundäre zerebrale Minderperfusion in der Früh-
die Beurteilung der Wirksamkeit therapeutischer Maß-
phase nach dem SHT, in der die Hirndurchblutung
nahmen. Diesem Ziel dienen bei der Akutversorgung
häufig erniedrigt ist, zu verhindern. Weil die arterielle
neben der wiederholten klinischen Untersuchung die
Hypotonie eine unabhängige Determinante eines un-
kraniale Computer tomographie (CCT) und die ICP-
günstigen neurologischen Ergebnisses ist, dürfen
auch kurzfristige hypotone Phasen nicht toleriert wer-
Epidurale und akute subdurale Hämatome müssen
den. Zur Kreislaufstabilisierung und Steigerung des
zügig operiert werden. Die Indikation zur Einleitung
CPP werden isotone Elektrolytlösungen bzw. kolloi-
von Maßnahmen, die den ICP senken, ist bei einem
dale Lösungen infundiert und ggf. Katecholamine ver-
ICP über 20 mmHg gegeben. Die Therapie ist auf eine
abreicht. Nach extrakraniellen Blutungsquellen muss
Reduktion des ICP und eine Erhöhung des CPP aus-
gezielt gesucht werden und deren Versorgung vor-
gerichtet. Basismaßnahmen zur Senkung des ICP
sind die Kreislaufstabilisierung, Beatmung, Anal go se -
Zur Vermeidung zerebraler Sekundärschäden trägt
dierung und Oberkörperhochlagerung (≤30°). Er-
neben der Kreislaufstabilisierung die Prävention der
weiterte Maßnahmen sind neben der Dekom
Hypoxämie, Hyperkapnie, extremen Hypokapnie und
sionskraniektomie die Liquordrainage, Gabe von Man-
Hyperthermie bei. Bis zu 70 % aller Patienten mit
nitol als Bolus, Hyperventilation (PaCO2 = 30-35
schwerem SHT haben initial neben der Hypoxämie
mmHg), Barbiturattherapie und die milde Hypother-
eine Hyperkapnie, die durch zerebrale Vasodilatation
den intrakraniellen Druck (ICP) steigert. Andererseits
Spezifische Maßnahmen zur Hirnprotektion können
wird auch durch eine forcierte Hyperventilation (PaCO2
entweder wegen Fehlens des Nachweises der
<30 mmHg) das neurologische Ergebnis verschlech-
klinischen Wirksamkeit nicht empfohlen werden
tert. Thera pie ziele sind daher die Normoxämie (saO2
(z.B. Glukokortikoide oder Antioxidantien) oder blei-
>95 %, paO2 >100 mmHg) und die Normokapnie im
ben speziellen Indikationen vorbehalten (z.B.Kalzium -
unteren Normbereich (paCO2 - 35 mmHg, petCO2 - 30
anta gonisten bei traumatischer Subarachnoidalblu-
mmHg). Sind diese Kriterien bei Eintreffen des Pa-
tienten in der Klinik nicht er füllt, müssen alle Patienten
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In Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft In-tensivmedizin/Neurotraumatologie der Deutschen Ge-
Die Prognose des Patienten mit schwerem Schädel-
sellschaft Neurochirurgie (DGNC) und unter Beteili-
Hirn-Trauma hat sich in den vergangenen 30 Jahren
gung der Deutschen Interdiszi plinären Vereinigung für
deutlich verbessert. Weil diese Entwicklung bei Pa-
Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) ist vom Wissen-
tienten mit schwersten Traumen nicht zu beobachten
schaftlichen Arbeitskreis Neuroanästhesie der DGAI
ist, muss die Verbesserung auf die zunehmende Qua-
eine Leitlinie "Primärversorgung des Patienten mit
lität der posttraumatischen Versorgung zurückgeführt
Schädel-Hirn-Trauma" erarbeitet1, in der Zeitschrift
werden. Dies beinhaltet unter anderem die Fortschritte
„Anästhesiologie & Intensivmedizin“ veröffentlicht und
der Notfallrettung, der bildgebenden Verfahren, des
über die AWMF im Internet publiziert worden. Die vor-
Neuromonitorings, der Intensivmedizin und nicht zu-
liegenden Empfehlungen stellen eine Aktualisierung
der ursprünglich 1998 veröffentlichten Empfehlungenzur Innerklinischen Versorgung dar und knüpfen zu-
Die Wirksamkeit der Behandlung weist in der Früh-
gleich an die mittlerweile aktualisierte Leitlinie zur prä-
phase die höchste Effizienz auf ("golden hour of
klinischen Versorgung an. Die Vorstellungen des Wis-
shock"); demzufolge ist eine weitere Verbesserung der
senschaftlichen Arbeitskreises Neuroanästhesie zur
Prognose in erster Linie von einer Optimierung der
anschließenden intensivmedizinischen Behandlung
Akutbehandlung in der Prähospitalphase und in derNotaufnahme zu erwarten. Ablaufschema Beurteilung in der Notaufnahme: Vitalfunktionen, Begleit Vorgehen bei intrakranieller Hypertonie (ICP >20 mmHg):
verletzungen, orientierender Neurostatus (Pupillenweite und Spezifische Diagnose (z.B. Blutung), → spezifische Therapie (z.B. -reaktion, Extremitätenmotorik, Schmerz
Unspezifische Behandlung (nicht prophylakisch): Oberkörper-hochlagerung (≤30°; Überwachung des CPP). Primärdiagnostik in der Notaufnahme: neurologische Befund -
Osmotherapie/Diurese: Mannitol 0,5-2,0 g/kg (Kurzinfusion >10
erhebung, Schädel-, Thorax- und HWS-Röntgen oder/und
min) + Furosemid 0,5-1,0 mg/kg; ggf. wiederholt (Zielgrößen: Nor-
Trauma-Scan einschließlich CCT und HWS CT.
monatriämie und kontrollierte Hyperosmolarität (≤320 mosmol/L);Natrium und Osmolarität werden nach jeder Mannitgabe
Primäre Stabilisierung (Sicherung der Atem wege/Beatmung;
bestimmt. Hypertone Kochsalzlösungen sind als Bolustherapie
Kreislaufstabilisierung; Monitor ing): bei schwerem Schädel-
unter zeitnaher Kontrolle der Serumelektrolyte und der Serumos-
Hirn-Trauma (bewusstloser Patient, GCS ≤8): endotracheale molarität auch bei Mannitolrefraktären Situationen einsetzbar. Intubation, wenn noch nicht erfolgt (bei Verdacht auf Begleit -
Hyperventilation (paCO2 = 35 mmHg, bei Bedarf 28-30 mmHg).
verletzung der HWS unter manueller longitudinaler Stabilisierung
Thiopental (2-3 mg/kg bei Verdacht auf zerebrale Hyperämie; CPP
Beatmung: Normoventilation, Druckkontrolliert, kapnometrisch
(Normobare arterielle Hyperoxie und moderate Hypothermie als
weitere Therapieoptionen derzeit nur unter Studienbedingungen)
Infusionstherapie: isotone Kristalloidlösung; bei Volumen mangelHydroxyäthylstärke. Monitoring:
Zielgrößen sind arterielle Normotonie (CPP >60 mmHg), Normo-
EKG, arterieller Blutdruck, ggf. intrakranieller
glykämie (BZ = 70-130 mg/dL) und Normovolämie (ZVD = 5-10
mmHg + endexspiratorischer Druck), Normoosmolarität.
Überwachung: EKG, RR, Pulsoxymetrie, Kapnometrie, pH und
Chirurgische Behandlung: bei raumfordernden Hämatomen
operative Entlastung ggf. Dekompressionskraniektomie, bei neu-
rotraumabedingter Bewusstlosigkeit ICP-Sonde.
CCT (ggf. Kontroll-CT nach der operativenPrimärversorgung)
Medikamentöse Behandlung: Sedierung (Barbiturate, Benzo -
diazepine, Propofol), Analgesie (Opioide) ggf. Relaxierung (z.B.
suchungen bei spezifischer Fragestellung.
Rocuronium oder Cis-Atracurium). Bei Krampfanamnese Anti-konvulsiva (initial Phenytoin aufsättigen). Bei traumatischer SABmit Vasospasmus: Nimodipin (≤10 mL/h) und ggf. Triple-H-Therapie (Hypertonie, Hypervolämie, Hämodilution) unter TCD-und ICP-Überwachung erwägen. Keine Kortikosteroide (Aus-nahme V. a. WS-Trauma), keine Indikation zur neuroprotektivenTherapie.
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ANNOUNCEMENTS / VERBANDSMITTEILUNGEN I 491
sind in das Expertenforum Intensivmedizin: „Moni-
sellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
toring und Therapiekonzepte bei erhöhtem intrakra-
(DGAI) fassen unter Berücksichtigung der Empfehlun-
niellem Druck“ der Ständigen Kommission Intensiv-
gen der American Association of Neurological Sur -
geons, der Brain Trauma Foundation in der 3. Auflage,des European Brain Injury Consortium, der Arbeits-
Die Empfehlungen zur Akutversorgung geben im
gemeinschaft Intensivmedizin der Deutschen Gesell-
Sinne der Evidence-based medicine den gegenwärti-
schaft für Neurochirurgie sowie der Ständigen Kom-
gen Kenntnisstand wieder (best available evidence);
mission bzw. des Arbeitskreises Intensivmedizin der
es liegt jedoch in der Natur der Sache, dass derartige
DGAI die diagnostischen und therapeutischen Maß-
Empfehlungen in unregelmäßigen Abständen überar-
nahmen zusammen, die nach dem gegenwärtigen
beitet werden müssen, so wie es sich unter anderem
Stand der Wissenschaft Einfluss auf das neurologi-
bei der American Heart Association bewährt hat.
sche Ergebnis haben und als Grundlage einer stan-dardisierten innerklinischen Akutversorgung der Pa-
1. Vorbemerkung
Jährlich erleiden in Deutschland etwa 250.000 bis
2. Zielsetzung
300.000 Patienten ein Schädel-Hirn-Trauma (SHT)unterschiedlichen Schweregrades. Das SHT ist bei
Die innerklinische Akutversorgung des Patienten mit
den meist polytraumatisierten Patienten die Einzel-
SHT setzt die präklinische Primärversorgung mit den
verletzung mit der größten prognostischen Relevanz.
erweiterten Möglichkeiten der Klinik fort. Hauptinten-
Standardisierte Therapieprotokolle, die entscheidende
tion ist die Vermeidung prognoselimitierender zere-
Zielgrößen und Maßnahmen vorgeben, schaffen die
braler Sekundärschäden, die bei bis zu 90 % aller
Voraussetzung, nicht nur die Mortalität zu senken,
letalen SHT bestehen [36,50]. Diesem primären
sondern auch die Qualität des Überlebens zu verbes-
Behandlungsziel werden die Einzelschritte der Akut-
sern [6,31,32,58,64,66,85]. Die Akutversorgung vital-
bedrohlicher Begleitverletzungen hat Vorrang vor derspeziellen Therapie des SHT. Die Versorgung aller Pa-
3. Systematische Primärdiagnostik
tienten mit offenem und mittel- oder schwergradigemgedecktem SHT sollte grundsätzlich in einer neuro-
Der vom Notarzt eruierte Notfallmechanismus, das
chirurgischen Klinik oder Schwerpunktklinik mit kon-
notärztlich dokumentierte Verletzungsmuster und der
siliarischer neurochirurgischer Betreuung erfolgen [3].
Zustand des Patienten bei Eintreffen in der Notauf-
Die Aufgaben des Anästhesisten im Verlauf der Akut-
nahme bestimmen die Reihenfolge und den Umfang
versorgung des Patienten mit SHT umfassen die Sta-
der Primärdiagnostik. Durch ein systematisches Vor-
bilisierung und Aufrechterhaltung der Vitalfunktionen
gehen, das durch eine Orientierung an Algorithmen
während der Diagnostik in der Notaufnahme und ge-
(z.B. Advanced Trauma Life Support, ATLS) und
gebenenfalls in der neuroradiologischen Abteilung, die
Scores (z.B. GCS) erleichtert wird, müssen Störungen
Versorgung und lückenlose Überwachung während
der Vitalfunktionen und mögliche Auslöser sekundärer
des Transportes im Klinikum, die Anästhesie für die
Hirnschäden erfasst, der Schweregrad des SHT be-
chirurgische Versorgung sowie die postoperative urteilt sowie extrakranielle Begleitverletzungen er-Behandlung im Aufwachraum oder auf der Intensiv-
station. Neben diesen klinischen Aufgaben kommendem Anästhesisten Koordinierungsaufgaben zu, die
3.1 Erfassung der Störungen der Vitalfunktionen
den Ablauf diagnostischer und therapeutischer Maß-
und der Determinanten sekundärer Hirnläsionen
nahmen betreffen. Weil viele neurotraumatisierte Arterielle Hypotonie und Hypoxämie sind die ent-Patienten primär in Krankenhäuser ohne neurochirur-
scheidenden extrakraniellen Determinanten eines un-
gische Abteilung eingeliefert werden, obliegen diese
günstigen Ergebnisses nach einem SHT [17,65]. Trotz
Aufgaben häufig einem nicht in erster Linie neuro -
präklinischer Maßnahmen liegen zum Zeitpunkt der
chirurgisch orientierten Anästhesisten. Darüber hin-
Aufnahme in der Klinik bei 10 bis 15 % der Patienten
aus gibt es in verschiedenen Traumazentren unter-
eine Hypoxämie und bei 15 bis 20 % eine Hypotonie
schiedliche Therapieschemata. Dies bedingt eine
vor [112]. Weitere extrakranielle Ursachen sekundärer
große Variabilität der Versorgung der Patienten mit
Hirnläsionen sind Anämie, Hyper- bzw. Hypokapnie,
Hyperthermie, Hypo- bzw. Hyperglykämie, Säure-Basen- und Elektrolytimbalanzen sowie systemische
Die folgenden Empfehlungen des WissenschaftlichenArbeitskreises Neuroanästhesie der Deutschen Ge-
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492 I VERBANDSMITTEILUNGEN / ANNOUNCEMENTS
Entzündungsreaktionen [16,57]. Diese ätiopathoge-
Detaillierte Röntgenuntersuchungen der Extremitäten
netischen Faktoren müssen sowohl initial als auch
werden nach Stabilisierung der Vitalfunktionen und
während der Akutversorgung durch geeignete klini-
nach Versorgung intrakranieller Verletzungen durch-
sche und apparative Überwachungsmaßnahmen er-
geführt. Alternativ ist ein Algorhythmus der Schock -
raum-CT-Diagnostik abzuarbeiten (Abb. 1).
Das Basismonitoring umfasst - neben der klinischenÜberwachung - die Kontrolle der Atmungs- oder Be-
4. Stabilisierung der Vitalfunktionen und
atmungsparameter, die Blutdruck mes sung, die Puls -
allgemeine Maßnahmen
oxymetrie und die Elektrokardiographie. Der beatmetePatient muss darüber hinaus kapnometrisch über-
Aus der Primärdiagnostik ergeben sich unmittelbare
wacht werden. Wegen der prognostischen Bedeutung
therapeutische Konsequenzen. Höchste Priorität hin-
sichtlich des Überlebens und der Prophylaxe sekun-
kontinuierlich arteriell gemessen (Nullpunktabgleich in
därer Hirnschäden hat die Stabilisierung der Atem-
Höhe des äußeren Gehörgangs); die Mes sung des
und der Herz-Kreislauf-Funktion. Der Grad der vitalen
zentralen Venendruckes (ZVD) ist als Trendmonitoring
Bedrohung, der von einer Einzelverletzung ausgeht,
des Volumenstatus frühzeitig anzustreben. Es darf bei
ist richtungweisend für die Dringlichkeit ihrer Versor-
der Instrumentierung keine Zeit durch frustrane Punk-
tionsversuche verloren gehen, damit vordringliche di-agnostische und therapeutische Maßnahmen nicht
4.1 Kreislaufstabilisierung
verzögert werden. Zur Quantifizierung der Diurese als
Der zerebrale Perfusionsdruck (CPP), die Differenz
indirekter Indikator der Kreislauffunktion, zur Tempe-
zwischen arteriellem Mitteldruck (MAP) und intrakra-
raturmessung und zur Diagnose von Begleitverlet-
niellem Druck (ICP) [CPP = MAP - ICP], ist die trei-
zungen der ableitenden Harnwege ist ein Thermo-Bla-
bende Kraft der Hirn durch blutung. Die Aufrechterhal-
senkatheter oder ein supra pubischer Thermokatheter
tung eines ausreichend hohen CPP ist für das Man -
angezeigt. Das apparative Monitoring wird ergänzt
agement des Patienten mit SHT von herausragender
durch die laborchemische Bestim mung des Blutbil-
Bedeutung, weil die Hirndurchblutung (CBF) in der
des, der Serumelektrolyte, der Blutgerinnung, des
Frühphase nach dem SHT in aller Regel erniedrigt ist
Blutzuckers und durch die Blutgasanalyse. Wün-
[8,9,45,59,68,82,114]. Während der Grenzwert des
schenswert ist die frühzeitige Bestimmung der Seru-
CBF, unterhalb dessen eine Minderperfusion eintritt,
im Einzelfall nicht vorhersagbar ist, ist die Häufigkeitischämischer Hirnläsionen bei Patienten mit einem le-
3.2 Beurteilung des Schweregrades des Schädel-
talen SHT (>80 %) durch Autopsiebefunde gesichert
Hirn-Traumas
Soweit wie nach der präklinischen Primärversorgung
Zur Vermeidung ischämischer zerebraler Sekundär-
möglich, werden die Bewusstseinslage und der
schäden ist ein zerebraler Perfusionsdruck über 60
Schweregrad des SHT anhand der Glasgow-Coma-
mmHg anzustreben [49]. Dies erfordert bei erhöhtem
Scale bei der Aufnahme im Schockraum erneut be-
intrakraniellem Druck einen mittleren arteriellen Blut-
stimmt; alle Funktionen müssen einzeln beurteilt und
druck über 70 mmHg. Die Richtgröße für einen anzu-
unter Angabe des Zeitpunkts der Befunderhebung do-
strebenden systolischen Blutdruck konnte bisher
kumentiert werden (Tab. 2) [106]. Durch eine orientie-
durch Studien nicht belegt werden. Somit gilt die
rende Beurteilung des Pupillen- und Augenbefundes,
Empfehlung, Epsioden von systolischem Blutdruck
der spontanen und durch Schmerz induzierten Moto-
von unter 90 mmHg zu vermeiden [49]. Um diese
rik aller Extremitäten und ggf. wesentlicher Reflexme-
Richtwerte zu erreichen, müssen verschiedene Maß-
chanismen ergeben sich Hinweise auf einen neurolo-
gischen Herdbefund, einen erhöhten intrakraniellenDruck und spinale Läsionen.
4.1.1 VolumentherapieWenn das SHT nicht isoliert vorliegt, sondern eine
3.3 Beurteilung extrakranieller Begleitverletzungen
Komponente eines Polytraumas ist, steht die Korrek-
Ergeben sich aufgrund des Verletzungsmechanismus
tur der hämorrhagischen Hypovolämie im Vorder-
oder der Beeinträchtigung von Vitalfunktionen Hin-
grund. Voraussetzung für die adäquate Volumensub-
weise auf extrakranielle Begleitverletzungen, müssen
stitution ist eine ausreichende Anzahl großlumiger
diese durch klinische Untersuchung, Röntgenüber-
intravenöser Zugänge. Die Volumen substitution muss
sichtsaufnahmen des Schädels, des Thorax, der Hals-
so lange fortgeführt werden, bis hämodynamische
wirbelsäule und des Beckens oder durch Ultraschall-
Stabilität erreicht ist (Überwachung von Blutdruck,
untersuchung des Abdomens objektiviert werden [79].
ZVD, Diurese, Hämatokrit, Elektrolyten, Osmola-
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Tab. 1: Wichtige Zielgrößen und geeignete Maßnahmen bei der Akutversorgung des Patienten mit schwerem SHT. Diagnostik Zielgrößen Maßnahmen Vitalfunktionen
FiO2 ≥0,5; PEEP ca. 8 mmHg initial
Neurostatus
Hyperventilation (paCO2 ≤30 mmHg)Liquordrainage
Barbiturattherapie (milde Hypothermie 34 °C)
Notfall-Labor
rität). Kolloidale Lösungen und isotone Elektrolytlö-
Tab. 2: Schweregradeinteilung des Schädel-Hirn-Traumas
sungen können verabreicht werden, um dieses Ziel zu
erreichen [25,88]. Zur Aufrechterhaltung einer ausrei-
GCS - Punkte SHT - Schweregrad
chenden Sauerstofftransportkapazität müssen früh-
zeitig Erythrozytenkonzentrate in ausreichender
Menge transfundiert werden (Hk >30 %).
Zur Vermeidung eines Hirnödems ist bei Kreislaufin-stabilität keineswegs eine Flüssigkeitsrestriktion, sondern die Aufrechterhaltung der Isoosmolarität ge-boten [100]. Experimentelle Untersuchungen haben
gezeigt, dass die Wahl des Volumenersatzmittels Gelingt es nicht, den Kreislauf innerhalb weniger (kristalloide/kolloidale Lösungen) für den Wasserge-
Minuten durch Volumenersatz zu stabilisieren, ist - vor
halt des Hirngewebes unerheblich ist [34,120,122]; hy-
allem bei Verdacht auf einen spinalen Schock - die
potone Infusionslösungen (Glukoselösungen, Ringer-
Gabe vasoaktiver Substanzen indiziert. Weil keines
Laktat-Lösungen) sind nicht indiziert. Die Zufuhr glu-
der verfügbaren Katecholamine hinsichtlich der zere-
kosehaltiger Infusionslösungen verbietet sich, weil
bralen Hämodynamik belegbare Vorteile bietet, richtet
eine Hyperglykämie die Laktazidose verstärkt, neuro-
sich die Auswahl nach der Präferenz des Anwenders
logische Schäden aggraviert und das Ergebnis nach
SHT verschlechtert [52,96]. Trotz prinzipiell günstigerAuswirkungen auf die zerebrale Hämodynamik kann
4.1.3 Blutstillung. Extrakranielle Notfalleingriffe
die Zufuhr hypertoner Infusionslösungen wegen ihrer
Anhaltende Kreislaufinstabilität weist auf eine extra-
nicht in kontrollierten Studien belegten Sicherheit und
kranielle Blutungsquelle hin. Diese Blutung muss un-
Wirkung nach vorangegangener Volumenersatzthera-
verzüglich lokalisiert und gestillt werden. Notwendige
pie derzeit nicht als Routinemaßnahme empfohlen
operative Maßnahmen sollten jedoch vorzugsweise
werden [5,23,44,49,89,110,111,117,121]. Wenn
nach Durchführung der kranialen Computertomogra-
hyper tone Kochsalzlösungen dennoch bei Erschöp -
phie (CCT) erfolgen, um - wenn nötig - die simultane
fung der Wirksamkeit von Mannitol als Bolustherapie
Versorgung intra- und extrakranieller Verletzungen zu
oder im Zusammenhang mit allgemeiner Kreislaufsta-
ermöglichen (Abb. 1). Wenn dies aufgrund der
bilisierung eingesetzt werden, ist unbedingt eine vor-
Schwere der Begleitverletzungen nicht vertretbar ist,
bestehende Hyponatriämie auszuschließen. Die Se-
sollte beim schweren SHT im Verlauf der chirurgi-
rumosmolarität ist engmaschig zu monitoren.
schen Versorgung eine ICP-Sonde platziert werden;
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494 I VERBANDSMITTEILUNGEN / ANNOUNCEMENTS
Algorithmus zur innerklinischen Akutversorgung des Patienten mit schwerem SHT.
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die CCT muss unmittelbar nach Beendigung vital
nahme (ggf. auch ohne CCT oder Messung des ICP)
indizierter Eingriffe durchgeführt werden [108]. 4.3 Analgosedierung und Anästhesie: Auswahl
Eine arterielle Hypertonie kann Ausdruck einer unge-
geeigneter Anästhetika
nügenden Analgosedierung sein. Spezifische Maß-
Stress- und schmerzinduzierte Anstiege des ICP wer-
nahmen zur Senkung eines erhöhten Blutdruckes sind
den durch Analgosedierung oder Narkose verhindert;
in der Regel nicht angezeigt und unter Berücksichti-
eine Analgesie ist auch bei komatösen Patienten er-
gung des Cushing-Reflexes (des reflektorischen An-
forderlich [14]. Geeignete Substanzen müssen eine
stiegs des arteriellen Blutdruckes zur Aufrechterhal-
günstige Nettobilanz auf die zerebrale Hämodynamik
tung des CPP bei erhöhtem ICP) möglicherweise ge-
und den Hirnstoffwechsel aufweisen; bei schwerem
SHT ist grundsätzlich von einer Beeinträchtigungintrakranieller Regelmechanismen und einem mög-
4.2 Aufrechterhaltung der Oxygenierung und
lichen Anstieg des ICP auszugehen (Tab. 3) [47,80]. Ventilation Zur Prognoseverbesserung nach SHT trägt neben der
Auf die Zufuhr volatiler Anästhetika, insbesondere des
Kreislaufstabilisierung vor allem die Prävention der
Stickoxiduls, ist in der Akutphase zu verzichten
Hypoxämie bei [30,49,77]. Bis zu 70 % aller Patien-
[42,61,81,105]. Unter den intravenös zu verabrei-
ten mit einem schweren SHT weisen neben der chenden Substanzen kommt dem Propofol, den Ben-Hypox ämie eine Hyperkapnie auf, die durch zerebrale
zodiazepinen und den Opioiden besondere Bedeu-
Vasodilatation den ICP steigert [17]. Vorrangige The-
tung zu. Einer medikamentös induzierten Hypotonie
rapieziele sind daher Normoxämie (saO2 >95 %, paO2
ist durch titrierte Gabe der Pharmaka, einer Hypoxä-
> 100 mmHg) und Normokapnie im unteren Normbe-
mie und Hyperkapnie durch adäquate Einstellung der
reich (paCO2 - 35 mmHg, petCO2 - 30 mmHg). Sind
Beatmungsparameter zu begegnen. Werden Fentanyl,
diese Kriterien beim Eintreffen des Patienten in der Kli-
Alfentanil oder Sufentanil Patienten mit erhöhtem ICP
nik nicht erfüllt, müssen unverzüglich geeignete Maß-
verabreicht, muss mit potentiell bedrohlichem Anstieg
nahmen zur Korrektur (Intubation und Beatmung; Mo-
des ICP gerechnet werden [46,60,103,115]; dies ist
nitoring: Pulsoxymetrie, Kapnometrie, wiederholte
besonders bei Bolusgabe und niedrigem MAP zu be-
Blutgasanalysen) ergriffen werden [48]. Alle Patienten
mit 8 und weniger Punkten auf der Glasgow-Coma-
Bestimmte Anästhetika sind Mittel der zweiten Wahl
Scale, mit einer eingeschränkten Sauerstofftrans
bzw. speziellen Indikationen vorbehalten: Barbiturate
portkapazität sowie alle Patienten mit Begleitverlet-
zur Narkoseeinleitung und Neuroprotektion bei kreis-
zungen oder Therapiemaßnahmen, die die Vitalfunk-
laufstabilen Pati enten [26], Ketamin zur Analgosedie-
tionen beeinträchtigen (Analgosedierung, operative
rung kreislaufinstabiler Patienten. Eine CO2-Retention
Maßnahmen), müssen orotracheal intubiert und volu-
mit konsekutivem Anstieg des intrakraniellen Druckes
menkontrolliert beatmet werden. Wenn eine Wirbel-
muss vermieden werden [76]. Eine generelle Empfeh-
säulenverletzung nicht ausgeschlossen ist, kann unter
lung zugunsten des Ketamins mit dem Ziel der Neu-
leichter Reklination und manueller Fixierung des Kop-
roprotektion - begründet durch tierexperimentelle Be-
fes fiberendoskopisch nasotracheal intubiert werden.
funde, wonach Ketamin als nichtkompetitiver N-Me-
Zur Sicherstellung der Oxygenierung muss die inspi-
thyl-DAspartat-Rezeptor-Antagonist die durch Ischä-
ratorische Sauerstoffkonzentration ggf. erhöht (FiO2
mie induzierte Glutamatfreisetzung hemmt - kann der-
0,7 bis 0,8) werden. Als Beatmungsstrategie soll ein
zeit nicht gegeben werden, weil eine Verbesserung
„lungenprotektiver“ Ansatz mit druckkontrollierter Be-
des neurologischen Ergeb nisses klinisch bisher nicht
atmung mit möglichst kleiner Druckamplitude und
überzeugend belegt worden ist [62,95,97]. Etomidat
adaptiertem Tidalvolumen zum Einsatz kommen. Bis
ist geeignet zur Narkoseeinleitung kreislaufinstabiler
zur Möglichkeit, den ICP kontinuierlich zu messen, soll
Patienten [26]. Muskelrelaxanzien werden erst dann
auf den Einsatz der „High-PEEP“ Beatmung verzich-
eingesetzt, wenn die motorische Funktion geprüft und
tet werden und der PEEP nicht über 8 mmHg gewählt
eine erschwerte Intubation oder Maskenbeatmung
nicht zu erwarten ist. Eine dauerhafte Muskelrelaxa-
Die Hyperventilation kann eine zerebrale Ischämie ver-
tion sollte nur dann herbeigeführt werden, wenn die
stärken [69]; die "prophylaktische" Hyperventilation ist
Ruhigstellung des Patienten durch Analgosedierung
daher kontraindiziert. Nur bei akuter neurologischer
nicht gelingt. Um engmaschige klinisch neurologische
Verschlechterung mit drohender Einklemmung ist die
Untersuchungen zu ermöglichen, sind mittellang wir-
"therapeutische" Hyperventilation nach dem Stufen-
kende Muskelrelaxanzien zu bevorzugen [73,53,51,
plan zur Senkung des ICP (siehe 6.2) als Akutmaß-
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496 I VERBANDSMITTEILUNGEN / ANNOUNCEMENTS
Tab. 3: Kriterien für die Auswahl geeigneter Substanzen zur Analgosedierung und Anästhesie des Patienten mit schwerem SHT.
• Erhöhung der zerebralen Ischämietoleranz (Neuroprotektion?)
• Senkung des zerebralen Sauerstoffverbrauches (CMRO2 Q)
• Erhaltung des zerebralen Perfusionsdruckes (CPP) und Blutflusses (CBF)
• Senkung des intrakraniellen Blutvolumens (CBV Q)
• Reduktion des intrakraniellen Druckes (ICP Q)
• Erhaltung zerebrovaskulärer Regelmechanismen (RM: Autoregulation, CO2-Reagibilität)
Anästhetika Besonderheiten
Legende: q Anstieg; Q Abfall; – nicht beeinträchtigt; 0 keine Wirkung; ? fragliche oder unbekannte Wirkung. 5. Zerebral orientierte Diagnostik und
den, um Vitalfunktionsstörungen frühzeitig erkennen
Überwachung
und therapieren zu können. Es ist zu beachten, dassder initiale CT-Befund negativ sein kann und die Blu-
Voraussetzung für die differenzierte Behandlung des
tung erst in einer Folgeaufnahme zur Darstellung
Patienten mit SHT ist die Kenntnis der Art, Ursache,
kommt; nur 80 % aller intrakraniellen Blutungen ma-
Lokalisation, Ausdehnung und prognostischen Be-
nifestieren sich innerhalb der ersten 4 Stunden. Durch
deutung intrakranieller Verletzungen. Weitere Ziele der
eine frühe initiale CCT ist es auch nicht immer mög-
zerebral orientierten Diagnostik sind die frühzeitige Er-
lich, das ganze Ausmaß intrakranieller Verletzungen,
kennung zerebraler Sekundärschäden und die Beur-
das sich erst im weiteren Verlauf manifestiert, zu do-
teilung der Wirksamkeit therapeutischer Maß nahmen.
kumentieren, so dass eine Kontroll-CCT 24 Stunden
Diesem Ziel dient während der Akutversorgung die
posttraumatisch und bei neurologischer Verschlech-
kraniale Computertomographie und die Messung des
ICP. Andere zerebrale Überwachungsverfahren lassen
Bei Patienten mit leichtem SHT ist zum Ausschluss
zwar spezielle intrakranielle Pathomechanismen er-
intrakranieller Verletzungen eine CCT indiziert, wenn
kennen (Diagnostik des Vasospasmus durch trans-
eines der in Tabelle 4 angegebenen Kriterien erfüllt ist
kraniale Doppler-Sonographie [72,86,104,118], er-
möglichen eine Nutzen-Risiko-Abwägung therapeuti-scher Maßnahmen (individuelle Optimierung der Be-
5.2 Messung des intrakraniellen Druckes
atmung durch zerebrovenöse Oxymetrie [33,82,83,
Das schwere SHT geht bei 70-80 % der Patienten mit
90,98]) und geben prognostische Hinweise (elektro-
einer Zunahme des intrakraniellen Druckes einher; die
physiologische Verfahren [37,40,101,119]), sind aber
Mortalität korreliert mit der Höhe des ICP. Ergebnisre-
für die Akutphase zu zeitaufwendig und bleiben der
levant ist die Rückwirkung des ICP auf den CPP und
intensivmedizinischen Betreuung vorbehalten.
damit auf die Hirndurchblutung. Die Messung des ICPermöglicht nicht nur die frühzeitige Erkennung intra-
5.1 Kraniale Computertomographie
kranieller Massenverschiebungen, sondern ist - in Ver-
Bei allen Patienten mit schwerem oder mittelschwe-
bindung mit der kontinuierlichen Registrierung des
rem SHT wird eine CCT durchgeführt, sobald die Vi-
MAP - Voraussetzung für die Optimierung der Hirn-
talfunktionen stabil sind (116]. Während der Diagno-
durchblutung und Früherkennung neuer raumfordern-
stik müssen die Patienten lückenlos überwacht wer-
der Blutungen. Differenzierte Maßnahmen zur Sen-
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ANNOUNCEMENTS / VERBANDSMITTEILUNGEN I 497
kung des ICP, (Hyperventilation, Osmotherapie, Bar-
Tab. 4: Indikationen zur kranialen Computertomographie bei
bituratgabe) setzen dessen Messung voraus [71]. Das
alleinige Messen des ICP sichert dabei nicht den
• Psychomotorische Unruhe und Agitiertheit
Unterschied im Outcome der Patienten [21]. Die An-
wendung von ICP/CPP-orientierten Protokollen hat
aber in mehreren Untersuchungen Outcome-Verbes-
serungen gezeigt [49]. Die Messung des ICP ist daher
bei allen Patienten mit schwerem SHT und pathologi-
schem CT-Befund indiziert. Ist das CCT unauffällig,sollte bei schwerem SHT der ICP dennoch gemessen
Hypotonie) hat Vorrang vor symptomatischen Maß-
werden, wenn der Patient über 40 Jahre alt ist und ein
nahmen. Die Stabilisierung der Vitalfunktionen, die
uni- oder bilaterales motorisches neurologisches De-
Wiederherstellung und Aufrechterhaltung des norma-
fizit aufweist oder wenn der systolische Blutdruck we-
len CPP durch Volumensubstitution und Vasokon -
niger als 90 mmHg beträgt. Bei Patienten mit leich-
stringenzien, eine ausreichende Oxygenierung und
tem oder mittelschwerem SHT ist die ICP-Messung
Analgosedierung sind neben der Oberkörperhochla-
nicht indiziert; sie ist allerdings bei bewußtseinsklaren
gerung bis maximal 30° wirksame Basismaßnahmen
Patienten mit traumatischen Kontusionsherden in Er-
[29,90]. Voraussetzung für eine optimale Wirkung der
Oberkörperhochlagerung ist die störungsfreie zere-brovenöse Drainage durch eine achsengerechte La-
Hinsichtlich der Messgenauigkeit ist die Messung des
gerung des Kopfes. Bei instabilem Kreislauf oder
ICP über einen Ventrikelkatheter allen anderen Mess-
einem CPP unter 60 mmHg wird der Patient flach ge-
verfahren überlegen und daher der "gold standard".
Die Ventrikulostomie bietet darüber hinaus die Mög-
Sowohl die Liquordrainage als auch die Gabe von
lichkeit der diagnostischen und therapeutischen Li-
Mannitol werden als wichtige Zusatzmaßnahmen ein-
quordrainage sowie der Bestimmung der Elastance.
gesetzt. Kurzinfusionen von Mannitol (0,25 - 1 g/kg
Fiberoptische und elektrische Systeme sind eine an-
KG) sind wirksamer und komplikationsärmer als die
nähernd gleichwertige, aber teurere Alternative. Mo-
kontinuierliche Infusion [68,93,102]. Ein Anstieg der
derne ICP-Meßsysteme erlauben darüber hinaus die
Serumosmolarität über 320 mosmol/L und eine Hy-
Messung des lokalen PO2, des lokalen zerebralen
povolämie müssen verhindert werden [63]. Bei unzu-
Blutflusses (LCBF) und der Temperatur [49].
reichender osmotischer Wirkung können additivSchleifendiuretika verabreicht werden. 6. Hirnspezifische therapeutische Maßnahmen
Wenn der ICP unter diesen Maßnahmen nicht abfällt,ist die therapeutische Hyperventilation zu erwägen. 6.1 Chirurgische Maßnahmen
Dabei besteht das Risiko einer kritischen Abnahme
Epidurale und akute subdurale Hämatome müssen
der Hirndurchblutung, Die „prophylaktische“ Hyper-
zügig operiert werden [94]. Über die Indi kation und
ventilation (paCO2 <35 mmHg) ist in den ersten 24
den exakten Zeitpunkt der Operation entscheidet der
Stunden nach dem SHT, in denen grundsätzlich mit
Neurochirurg. Dies gilt insbesondere für die Indikation
einer Erniedrigung des CBF zu rechnen ist, zu ver-
zur Operation hämorrhagischer Kontusionsherde und
meiden [68,74]. Eine anhaltende Hyperventilation ist
von Impressionsfrakturen sowie zur Dekompres-
kontraindiziert, wenn der ICP nicht oder nicht mehr
erhöht ist. Die therapeutische Hyperventilation solltemäßig (paCO2 = 30-35 mmHg) und zeitlich begrenzt
6.2 Senkung des intrakraniellen Druckes und
sein. Eine forcierte Hyperventilation (paCO2 <30
Optimierung des zerebralen Perfusionsdruckes
mmHg) sollte nur unter Überwachung der zerebrove-
Die Indikation zur Einleitung von Maßnahmen, die den
nösen Sauerstoffsättigung (svjO2) - oder des CBF -
ICP senken, ist nach Ausschluss von Fehlmessungen
bei einem ICP über 20 mmHg gegeben, wenn sich
Die Verabreichung von Barbituraten in hohen Dosen
durch die CCT Hinweise auf einen erhöhten ICP er-
ist nur dann indiziert, wenn die Ausschöpfung der
geben oder klinische Zeichen einer drohenden Ein-
oben genannten konventionellen Maßnahmen den
klemmung vorliegen. Die Therapie ist auf die Reduk-
ICP nicht anhaltend zu senken vermag und der Kreis-
tion des ICP und auf die Erhöhung des CPP (≥60
lauf stabil ist. Voraussetzung für das "Barbituratkoma"
sind invasives hämodynamisches Monitoring und die
Die Beseitigung intra- und extrakranieller Ursachen
Überwachung mit Hilfe des EEG. Dies ist nur im Rah-
einer ICP-Erhöhung (z.B. Hämatome, Hyperkapnie,
men der Intensivtherapie möglich [28,55].
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498 I VERBANDSMITTEILUNGEN / ANNOUNCEMENTS 6.3 Neuroprotektive Maßnahmen
milden Hypothermie zur Zeit keinen Grad von „Evi-
Spezifische Maßnahmen zur „Hirnprotektion“ können
dence“ im Hinblick auf eine Outcome-Verbesserung
entweder wegen Fehlens des Nachweises der klini-
aufweist und somit nicht empfohlen wird [49]. Eine
schen Wirksamkeit nicht empfohlen werden (z.B. Glu-
milde Hypothermie (36,5 °C bis 34,0 °C Kerntempe-
kokortikoide) oder bleiben speziellen Indikationen vor-
ratur), die beim Eintreffen des Patienten im Schok-
behalten (z.B. Kalzium antagonisten bei traumatischer
kraum häufig vorhanden ist, sollte dagegen bei Pa-
tienten mit SHT toleriert werden. Nebenwirkungen wie(Rhythmusstörungen, Infektionen, Wundheilungsstö-
rungen, Blutgerinnungsstörungen) sind dabei zu be-
Indikation und Wirksamkeit einer Therapie mit Glu-
achten [92]. Kältezittern und Hyperthermie sind dage-
kokortikoiden beim Neurotrauma werden kontrovers
gen aufgrund nachteiliger Wirkungen auf den Hirn-
beurteilt [38,39,49]. Während für das SHT in mehre-
stoffwechsel unbedingt zu vermeiden.
ren Studien [19,22,39] keine günstige Wirkung derGlukokortikoide auf das neurologische Ergebnis ge-
7. Schlussbemerkung
zeigt werden kann, scheint beim nicht penetrierendenWirbelsäulentrauma eine Verbesserung des neurolo-
Die hier dargestellten Maßnahmen repräsentieren all-
gischen Ergeb nisses möglich [12,13]. Die Verbesse-
gemeine Empfehlungen zur innerklinischen Akutver-
rung besteht nach einer multizentrischen Studie (Na-
sorgung des Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma. Ein
tional Acute Spinal Cord Injury Study, NASCIS) aller-
optimales Ergebnis kann jedoch nur mit einem an den
dings nur in der Erholung der sensiblen Funktion um
individuellen pathophysiologischen Gegebenheiten
ein Segment, so dass die klinische Relevanz unein-
ausgerichteten Therapiekonzept erreicht werden, das
heitlich beurteilt wird [10-13]. Weil die Kortikosteroid-
unter Einsatz aller verfügbaren diagnostischen und
therapie mit wesentlichen Nebenwirkungen (Pneumo-
therapeutischen Möglichkeiten umgesetzt werden
nie, Wundinfektion, Hyperglykämie) behaftet ist, kann
sie beim spinalen Trauma in Erwägung gezogen, beim
Die Empfehlungen entsprechen dem gegenwärtigen
Kenntnisstand; sie bedürfen der Aktualisierung, so-bald sich gesicherte neue Erkenntnisse ergeben.
6.3.2 KalziumantagonistenIn Anbetracht der Bedeutung der Kalziumkonzentra-tion im Zytosol als Trigger verschiedener, zum Neuro-
Erarbeitet von Ralf Baetgen, Plau am See I Kristin
nenuntergang führender Prozesse hat sich das wis-
Engelhard, Mainz I Hans-Juergen Hennes, Mainz I
senschaftliche Interesse unter anderem auf die Re-
Jan-Peter Jantzen, Hannover I Matthias Menzel,
duktion der Kalziumfreisetzung gerichtet [109]. Nimo-
Wolfsburg I Christian Werner, Mainz.
dipin hemmt die Freisetzung des Kalziums aus intra-zellulären Speichern. Die Blockade von Dehydropyri-din-sensitiven Kalziumkanälen mit Nimodipin hat sich
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[7,24,67]. Klinische Untersuchungen mit kleinen Fall-
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zahlen zeigen eine Reduktion des erhöhten ICP, eine
butamine and dopamine on whole brain blood flow and metabolism
Senkung der Mortalität und ein verbessertes neurolo-
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thermie [18,56,99]. Clifton et al. mussten dagegen
einen multizentrischen Ansatz auf Grund eines
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schlechteren Outcome der Hypothermiegruppe vor-
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zeitig abbrechen [20]. Auf der Basis von 4 aktuellen
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Schluss, dass eine prophylaktische Anwendung der
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