Regionalarztstelle Ost- und Südostafrika Deutsche Botschaft Nairobi Dr. med. Dirk Englisch
Zum Ausbruch der Schweine-Influenza / Swine-Flu
Die aktuelle epidemiologische Ausgangslage
Bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt wurden weltweit (Amerika, Europa, Neuseeland) - ausgehend von Mexiko - 1640 Verdachtsfälle von an der sog. Schweine-Influenza oder Schweinegrippe (engl. Swine-Flu) erkrankten Personen gemeldet, wovon 103 verstorben, und von diesen nur 20 letztlich laborchemisch bestätigt werden konnten. Bislang sind Erkrankungen auf dem afrikanischen Kontinent, insbesondere in meinem Zuständigkeitsbereich, noch nicht nachgewiesen worden.
Der Erreger dieser Erkrankung, der sich ähnlich der herkömmlichen Grippe per Tröpfcheninfekti- on von Mensch zu Mensch direkt ausbreiten kann, ist der A(H1N1) Influenzavirus, das aus menschlichen, sowie aus beim Schwein, bzw. bei Vögeln vorkommenden Genanteilen von Influ- enzaviren als Mischinfluenzavirus zusammensetzt.
Die Gefahr einer weltweiten, d.h. pandemischen Ausbreitung des Virus sind erfüllt, weshalb die WHO vorläufig die Pandemische Warn-Phase4 = Kleine Cluster mit begrenzter Übertragung von Mensch bei begrenzter räumlicher Ausbreitung ausgerufen hat. Derzeit besteht in den meisten Ländern der Erde kein signifikantes Ansteckungsrisiko. Wichtige Verhaltensweisen liefert der be- reits 2005 vom Gesundheitsdienst des AA herausgegebene Influenza Pandemieplan – Ausland. Das Krankheitsbild
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt scheint die Schweine-Influenza im ungünstigsten Falle zweigipflig zu verlaufen: Nach einer Inkubationszeit von 1 Woche kommt es plötzlich zunächst zu einem Grippe-ähnlichen Beginn:
plötzlich beginnendes Krankheitsgefühl Fieber ≥ 38 °C oder Schüttelfrost Schnupfen oder verstopfte Nase Halsschmerzen Husten oder Atemnot Muskel-, Glieder- und/ oder Kopfschmerzen.
mit teilweise auch schwerem Krankheitsgefühl. Bei obigen Symptomen sollte im Zweifel ein Arzt kontaktiert werden.
Nach ca. 1 Woche kommt es zu einer Gesundung des Patienten. Nur beim seltenen schwerwiegen- den Verlauf kann dann eine massive Verschlechterung auftreten, bei der insbesondere Atembe- schwerden im Vordergrund stehen. Diese können über eine zunehmende Atemnot und zugleich zu- nehmender Kreislaufschwäche zum Tode führen. Aus noch nicht klar ersichtlichen immunologi- schen Gründen sind bislang v.a. jüngere Menschen (20 - 40 Jahre), vermutlich unabhängig vom Geschlecht, von diesem bösartigeren Verlauf der Erkrankung betroffen. Es ist darauf hin zu weisen, dass die wenigen schweren Krankheitsverläufe sich nicht von demjenigen der klassischen Grippe unterscheiden. Die Diagnose
Die Verdachtsdiagnose "Schweine-Influenza" wird im Allgemeinen vom Arzt auf Grund der oben aufgeführten Beschwerden, durch eine klinische Untersuchung bei entsprechender Exposition gestellt. Des Weiteren kommen Influenza-Schnelltests als unspezifische Suchtests zur Anwen- dung: Bei Verdacht auf Schweinegrippe sollten Proben aus Nasen- und Rachenschleimhaut ent- nommen werden. Im Fall eines positiven Influenza-A-Nachweises, sind dann weitere Tests zum spezifischen Nachweis des Schweinegrippevirus (Influenza A(H1N1)) erforderlich. Es besteht hier die Möglichkeit des beweisenden direkten Erregernachweises mittels Virusisolierung und serologi- scher Differenzierung und dem indirekten Nachweis von H1N1-spezifischen Antikörpern. Diese Tests können nur in ausgewählten Speziallabors durchgeführt werden. Die Therapie
An einer Schutzimpfung wird zwar bereits gearbeitet, bis zu deren Verfügbarkeit dürfte es zum ge- genwärtigen Wissensstand aber frühestens noch sechs bis neun Monate dauern. Somit steht die all- gemeinmedizinische Grippebehandlung mit Schmerzmitteln, Nasentropfen, etc. im Vordergrund. Die Neuraminidasehemmer Oseltamivir (Tamiflu®) bzw. Zanamivir (Relenza®) sind eben- falls wirksam, nicht jedoch Amantadin oder ältere Virostatika. Beide Medikamente besitzen ein ak- zeptables Sicherheits- und Nebenwirkungsprofil und sollten spätestens innerhalb von 48 Stunden nach Symptombeginn eingenommen werden. Die häufigsten relevanten Nebenwirkungen bei Osel- tamivir sind gastrointestinale Nebenwirkungen (Übelkeit, Erbrechen, Durchfall), bei Zanamivir Asthmaattacken bei entsprechend prädisponierten Personen (Patienten mit obstruktiven Lungener- krankungen).
Allgemeine unterstützende Maßnahmen mit Kreislaufüberwachung, intensivmediznischer Pflege, künstliche Beatmung usw. können bei schwerem Krankheitsverlauf notwendig sein. Die Prävention:
Auf Grund der schnellen Entwicklung wird Reisenden empfohlen, die Medienberichterstattung aufmerksam zu verfolgen. Zur Zeit steht ja kein Impfstoff gegen diesen Erreger zur Verfügung, jedoch können alltägliche Hygienemaßnahmen dazu beitragen, sich vor einer Infektion zu schützen, wie zum Beispiel:
Regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife engen Kontakt mit Kranken meiden Menschenansammlungen meiden
Es besteht kein Infektionsrisiko beim Konsum von gut durchgebratenem Schweinefleisch oder Schweineprodukten. Weitere Informationen finden Sie auf:
der Homepage des Auswärtigen Amtes sowie im intranet mit
Beiträgen von R. 106, inkl. Merkblättern.
auf den Internetseiten des Robert-Koch-Instituts (RKI) unte sowie allgemeine Hinweise zur Hygiene un Informationen zu diesen Erkrankungsfällen finden Sie in englischer Sprache auf folgenden Internetseiten:
European Center of Prevention an Disease Control (ECDC)
Weltgesundheitsorganisation (WHO)
Center of Disease Control and Prevention CDC Was bedeutet das für unsere Entsandten und Ortskräfte in Ost- und Südostafrika im Falle zukünf tiger nachgewiesener eine-Influenzafälle ?
1. Die Schweineinfluenza hat wie die gewöhnliche Grippe das Potential zur direkten epidemischen Ausbreitung von Mensch zu Mensch. Es bleibt aber abzuwarten, in welchem Ausmaß es wirklich dazu kommen wird.
2. Bislang sind keine menschlichen Fälle auf dem afrikanischen Kontinent nachgewiesen
worden. Damit ist aber aller Vorrausicht nach zu rechnen.
3. Ermitteln Sie in Zusammenarbeit mit Ihrem Kooperationsarzt Ihren Ansprechpartner im Gesundheitsministerium oder die federführenden staatlichen Institutionen, um über die Kontrollmaßnahmen in ihrem Lande informiert zu sein.
4. Bei ersten Erkrankungsfällen in Ihrem Lande helfen folgende alltägliche Hygienemaßnahmen
zur deutlichen Reduktion des Infektionsrisikos:
Regelmäßiges Händewaschen mit Wasser und Seife engen Kontakt mit Kranken meiden Menschenansammlungen meiden Es besteht kein Infektionsrisiko beim Konsum von gut durchgebratene Schweinefleisch oder Schweineprodukten
5. Bei entsprechenden Krankheitssymptomen (s.o.) sollte sich der Patient dann umgehend mit
einem Arzt / Kooperationsarzt in Verbindung setzen
6. Eine Impfung existiert derzeit noch nicht – es wird daran gearbeitet 7. Zur Behandlung stehen neben allgemeinmedizinischen Medikamenten in schwereren
Verläufen die bekannten modernen antiviralen Grippetherapeutika Oseltamivir (Tamiflu®) bzw.Zanamivir (Relenza®) zur Verfügung, die innerhalb von 48 Stunden einzunehmen sind. Intensivmedizinische Behandlung kann erforderlich werden
Die allgemeine Datenlage ist derzeit unsicher – überzeichnete Presseberichte sollten kritisch gesehen werden! Beachten Sie obige seriöse Informationsquellen. Über die weitere Entwicklung werde ich Sie am Laufenden halten und stehe für Rückfragen jederzeit zur Verfügung!
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