Microsoft word - anleitung zur tumorschmerztherapie 18042006 hochformat.doc
Kurzanleitung zur Tumorschmerztherapie
7. Versorgung mit Betäubungsmitteln / Aspekte der BtMVV
9. Invasive und weiterführende Verfahren
10. Antineoplastische und interventionel -supportive Therapie zur Schmerzlinderung
13. Weiterführende Informationsangebote
14. „Auf einen Blick“: Schemata und Tabel en
Redaktion und Mitwirkende: S. Wirz, M. Schenk, W. Diemer, M. Dreyhaupt, G. Itting, G.
Hanekop, G. Hege-Scheuing, J. Jage, B. Schlisio, H.C. Wartenberg, M. Zimmermann
http://dgss.org/neu/aktumorschmerz.asp 1. Einleitung
Erarbeitet im Arbeitskreis Tumorschmerztherapie der Deutschen Gesel schaft zum
Adressaten: Ärzte, die Patienten mit einer Tumorerkrankung behandeln und eine kurze
Orientierung zur Behandlung von Schmerzen suchen.
Diese kurze Anleitung ersetzt nicht die Lektüre und den Gebrauch von Leitlinien zur
Behandlung von Schmerzen bei Tumorerkrankungen.
Die Orientierung an nationalen und internationalen Leitlinien zur Schmerztherapie bei
Tumorerkrankungen wird ausdrücklich empfohlen.
2. Grundlegende Behandlungsprinzipien Evaluation / Assessment
Angemessen ausführliche Schmerzanamnese
symptombezogene körperliche Untersuchung
regelmäßige Verwendung von Analogskalen zur Schmerzstärkemessung
in regelmäßigen Zeitinterval en Überprüfung der Schmerzen / auslösender
Ursachen, des Behandlungsergebnisses und behandlungsbedingter
Abklärung der Schmerzursachen Tumorbedingte Schmerzen, z. B. ossäre Metastasen, pathologische Fraktur,
Nerven-, Viszeral- oder Weichteilinfiltration
z. B. Mukositis, Neuralgie, Polyneuropathie
Tumorassoziierte Schmerzen, z. B. Lymphödem
Tumor- und therapieunabhängige Schmerzen Neurophysiologisches Korrelat Nozizeptiver Schmerz (somatisch – viszeral)Neuropathischer Schmerzen (zentral – peripher) Somatoforme Mitbeteiligung (reaktive Depression – psychosoziale Konflikte) Therapiemöglichkeiten Antineoplastische Therapie, z.B. durch Bestrahlung, Chemo- und Hormontherapie,
Multimodales Vorgehen Medikamentöse Therapie nach dem WHO-StufenschemaTherapie weiterer Symptome (z.B. Erbrechen, Inappetenz, Schlaflosigkeit oder
Minimalinvasive Techniken - Eingriffe in die Schmerzleitung (s.a.: Abschnitt 8)
(Nervenblockaden, chemische Neurolysen, Kathetertechniken)
Psychoonkologische Betreuung von Patient und Angehörigen (s.a.: Abschnitt 12)
Physiotherapie - Hilfsmittel (Krankengymnastik, Lymphdrainage, Massage etc.)
(z.B. Stützkorsett, Rol stuhl, Prothese)
Regeln der medikamentösen Therapie
Bei Dauerschmerzen grundsätzlich langwirkende Retardpräparate benutzen
Parenterale oder transdermale Gabe bei Unmöglichkeit der oralen Aufnahme (z. B.
bei Dysphagie, Stomatitis, Bewußtseinstrübung, Erbrechen, stärkste
Regelmäßige Analgetikagabe nach 24-h Zeitschema: Retardtbl./-kps. al e 12 Stdn.
geben, Pflastersysteme al e 72 Stdn. wechseln, evtl. können die Zeitabstände um
33% verkürzt werden, häufigere Gaben der retadierten Opioide sind nicht sinnvol
Schnel freisetzende analgetische Zusatzmedikation (oral, buccal, s. l. oder rect.) beim
Auftreten von Schmerzspitzen mit verordnen. Als "Rescue" ist ein nichtretardiertes
Opioid gleicher Wirkstufe und Rezeptoraffinität wie das Retardpräparat geeignet. In
der Regel werden 1/10 bis 1/6 der Tagesdosis des retardierten Opioids als Rescue-
Dosis empfohlen; oral-mukosaler Fentanyl-Lutscher: immer mit der kleinste Dosierung
Individuelle Dosierung der Opioidanalgetika. Gegen den Schmerz titrieren, bis
ausreichende Schmerzreduktion erreicht ist. Bei unzureichendem analgetischen Effekt
Steigerung der Tagesdosis um jeweils 25-50% (keine Angst vor hohen Dosen!),
Transdermale Systeme frühestens nach 48 Stunden erhöhen! Bei starkwirksamen
Opioiden (außer Buprenorphin) existiert keine Maximaldosierung, al eine die
Schmerzursache/das pathophysioligische Korrelat sowie der Therapieeffekt und die
Nebenwirkung ergeben die angemessene Dosierung sowie die Kombination mit Ko-
Bei Dosiseskalation oder nicht beherrschbaren Nebenwirkungen einen Wechsel des
• Art und Wirkung einer Vormedikation beachten (Umrechnungstabel e). Bei
Therapieumstel ung Orientierung an Äquipotenztabel e (cave: individuel e
Dosistitration erforderlich!). Besondere Vorsicht bei Umstel ung auf L-Methadon oder
bei Änderung des Applikationsweges (z. B. Buprenorphin-Pflaster auf orales Opioid).
Im Zweifel erfahrenen Schmerztherapeuten konsultieren.
Prophylaxe von Nebenwirkungen (s.a.: Abschnitt 6)
immer Schriftliche Einnahmeanleitung für Patient und Angehörige mitgeben
An den Einsatz von anderen Therapieverfahren denken!
3. WHO-Stufenschema der Analgetikatherapie
Durch ein international zusammengesetztes Expertengremium wurden unter der Regie
der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Behandlungsleitlinien für die Schmerztherapie
bei Tumorerkrankten erarbeitet. Nach Validierung durch begleitende Studien wurden
diese 1986 von der WHO veröffentlicht. Sie gelten heute weltweit als Standard in der
Tumorschmerztherapie. Kernpunkte sind eine differenzierte Schmerzdiagnostik, eine
möglichst orale Applikation („by the mouth“), die regelmäßige, nach einem festen
zeitlichen Schema festgelegte Einnahme („by the clock“) und schließlich die Auswahl der
Schmerzmittel nach einem Stufenplan („by the ladder“). Dieser letzte Punkt ist das WHO-
Nicht-Opioide + Ko-Analgetika und Adjuvanzien
(z.B. Benzodiazepine, Cortikosteroide, Antidepressiva,
Antiepileptika, Calcitonin, Bisphosphonate, Laxantien,
Schwach wirksame Opioide + Nicht-Opioide + Ko-Analgetika und Adjuvanzien Stark wirksame Opioide + Nicht-Opioide + Ko-Analgetika und Adjuvanzien 4. Nichtopioidanalgetika
Trotz WHO-Stufenschema und guter Wirksamkeit besteht laut Beipackzettel oftmals keine
offiziel e Indikation von Nichtopioidanalgetika zur Therapie von Tumorschmerzen.
Saure nichtsteroidale Antiphlogistika – Coxibe
Indikation: Nozizeptiver somatischer Schmerz, Weichteil- und Knocheninfiltration,
Nichtselektive Cyclooxygenasehemmer (Auswahl) Ibuprofen (z.B. Ibuhexal®)
Schwächere analgetische Potenz als Diclofenac, aber auch geringeres gastrointestinales
Naproxen (z.B. Proxen®) Diclofenac (z.B. Voltaren®)
Dosierungsbeispiel: 1Tbl./Drg.=25/50 mg,1 Retardtbl.=100 mg, 1 Supp.= 12,5/25/50/100
Selektive Cyclooxygenase-II-Hemmer (Auswahl) Celecoxib (z.B. Celebrex®) Etoricoxib (Arcoxia®)
Kombinationen sind möglich zwischen nichtsauren Analgetika und sauren Antiphlogistika
bzw. Coxiben. Kombinationen von Coxiben mit sauren Antiphlogistika sind obsolet.
Die Zulassungen von Rofecoxib und Valdecoxib ruhen in mehreren Ländern. Kardiovaskuläres Risiko:
Laut Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft bestehen Einschränkungen bei
der Anwendung al er Cyclooxygenasehemmer wegen der Gefahr kardiovaskulärer
Ereignisse (Blutdruckerhöhung, Myokardinfarkte, Apoplex).
Kontraindikation bei al en kardiovaskulären Risikopatienten
strenge Indikationsstel ung bei Patienten über 65 Jahren
Anwendung nur so lange wie nötig: intermittierend drei bis maximal sechs Monate
Quel e: Arzneimittelkommission: Dtsch Arzttebl 2004; 1001: A3365 (Heft 49); Mukherjee
D, Nissen SE, Topol EJ: Risk of Cardiovascular Events Associated With Selective COX-2
Gastrointestinales Risiko:
Grundsätzlich gilt: für folgende Patientengruppen ein erhöhtes Risiko gastrointestinaler
Nebenwirkungen (Erosionen, Ulcus im gesamten Magen-Darm-Trakt). Coxibe reduzieren
zwar die Inzidenz dieser Nebenwirkung, stel en aber besonders bei gefährdeten
Patientengruppen einen Risikofaktor dar, so dass auch die Indikation genau geprüft
werden muss. Ein Schutz mit Protonenpumpenhemmern ist beim Einsatz von
nichtselektiven Cyclooxygenaseinhibitoren unbedingt notwendig, bei gefährdeten
Patienten gilt dies auch für selektive Cyclooxygenase-II-Hemmer.
Co-Medikation mit Steroiden, ASS, Antikoagulantien
Quel e: Scheiman: Gastroenterol Clin North Am; 1996; 25: 279-298
Renales Risiko
Sowohl bei selektiven und nichtselektiven Cyclooxygenasehemmern besteht
insbesondere bei einer Langzeitanwendung die Gefahr einer Niereninsuffizienz. Daher
sol te bei Dauergabe regelmäßig die Kreatinin-Clearance kontrol iert werden
(aussagekräftiger als der Kreatininwert).
Nichtsaure Antiphlogistika Metamizol, Novaminsulfon (z.B. Novalgin®)
Indikation: Nozizeptiver Schmerz, spasmolytisch, daher gut geeignet bei nozizeptiv-
1ml Trpf. Lsg. = 500 mg, 1 Kps. = 500 mg, 1 Supp. = 1000 mg.
Nebenwirkungen bei oraler Applikation: häufig Schwitzen (cave: transdermale Systeme,
gelegentlich al ergische Hautreaktionen, sehr selten Agranulozytose (1 : 106
Paracetamol (z.B.Ben-U-Ron®)
Indikation: Nozizeptiver Schmerz, schwaches Analgetikum
Einmaldosis: 500-1000 mg (TMD 4 g bei Erwachsenen)
hepatotoxisch in höherer Dosierung bzw. in Kombination mit Flupirtin, bei malnutritierten
und geriatrischen Patienten Dosisreduktion (z.B. 2 g/d), eher als Reservesubstanz bei
Al ergie gegen andere Analgetika einzusetzen.
Nichtklassifizierte Analgetika Flupirtin (z.B. Katadolon®)
Zentraler Wirkmechanismus, muskelrelaxierend, daher gut bei Wirbelsäulenschmerz
(Metastase, schmerzhafte sekundäre Muskelverspannungen).
Häufig Sedationseffekte, Kontraindikation: Leberfunktionsstörungen, keine gleichzeitige
5. Opioidanalgetika
5.1 Grundlegendes Opioide mit retardierter Freisetzung Synonyme: SR = „sustained release“; „modifiziert“ freisetzende Präparate
Indikation: Basistherapie bei andauerndem Schmerz
Besonderheiten: Schlechte „Steuerbarkeit“ wegen langsamer „Anschlagszeit“ (langsamer
Wirkbeginn), dadurch nicht geeignet zur Therapie des Durchbruchsschmerzes.
Merke: Jede Dauertherapie mit einem retardiert freisetzenden Opioid sollte von einer Bedarfsmedikation begleitet sein. Die Therapie eines andauernden Tumorschmerzes erfolgt durch kontinuierliche Therapie mit retardierten oder transdermalen Opioiden nach festem Zeitschema! Opioide mit schneller Freisetzung Synonyme: nicht retardierte Opioide, „normal“ freisetzende Präparate
Indikationen: Behandlung des Durchbruchsschmerzes, Dosis-Titration
Diese Präparate haben einen deutlich schnel eren klinischen Wirkbeginn und eine kürzere
Wirkdauer als retardierte Präparate. Sie lassen sich in der Regel besonders gut titrieren
Cave: Durch schnel e Anflutung ist das Suchtpotential gegenüber retardierten oder
transdermalen Applikationsformen erhöht.
Durchbruchsschmerz 1. Duchbruchsschmerz („breakthrough pain“, „end of dose failure“): - Unter effizienter Analgesie mit Basismedikation spontan, ohne äußerlich erkennbaren
Anlass, auftretende Schmerzattacken. Meist durch Progression der Grundkrankheit
- Schmerz mit Beginn vor der nächsten geplanten Dosis. Verursacht durch zu kurzes
Dosierungsinterval oder zu geringe Dosis.
2. Bewegungsabhängiger Schmerz („incident pain“). Dieser Schmerz wird entweder
vom Patienten durch spezifische Aktivitäten wie Schlucken, Husten, Bewegung
verursacht, oder aber auch vom Pflegepersonal (z.B. durch Lagerungsmanöver). Die
Therapie des „incident pain“ kann auch „präemptiv“, z.B. vor Lagerungsmanövern oder
bestimmten Belastungssituationen, erfolgen.
Merke: Die Therapie des Durchbruchsschmerzes erfolgt als Bedarfsmedikation durch Opioide mit schneller Freisetzung/ schnellem Wirkbeginn und sicherem Applikation - Ort. Die Einzeldosis der schnell freisetzenden Opioide orientiert sich an der Dosis der Dauermedikation und beträgt in der Regel 1/6 bis 1/10 der Tagesdosis. Das Dosisintervall der Bedarfsmedikation kann zwischen 1 Stunde und mehreren Stunden betragen. Kombinationen von Opioiden untereinander
Die Kombination von schwachen oder mittelstarken (WHO Stufe l ) Opioiden mit starken
(WHO Stufe l l) Opioiden wird nicht empfohlen.
Die Kombination von µ-Agonisten mit µ-Partial-Agonisten sol te vermieden werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW)
Häufig auftretend: Obstipation, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit
Selten auftretend: Pruritus, Schwitzen, Myoklonien, Hal uzinationen, Albträume
Merke: Viele der UAW lassen sich durch prophylaktische Therapie reduzieren, bzw. vermeiden (siehe: „6. adjuvante Therapie“). TTS: Transdermale Therapie-Systeme
TTS sind nicht sinnvol zur Einstel ung des (starken) Tumorschmerzes, bei rascher
Schmerz-Progredienz oder bei hohen erforderlichen Dosen.
Sinnvol bei stabilem Dauerschmerz und/ oder enteralen Aufnahmestörungen.
5.2 Zubereitungen WHO Stufe ll: Schwach wirksame Opioide (Auswahl)
Indikation: leichte bis mittelstarke Schmerzen
Tramadol Dauermedikation: Retardierte Präparate (z. B. Tramal long®, Tramundin®, o.a.)
Einzeldosis: 50mg, 100mg, 150mg, 200mg Tabletten
Mögliche Initialdosis (Beispiel): Tramadol 100mg 1 – 1 – 1
o ~ Äquivalenzdosis von Morphin SR 30mg
Bedarfsmedikation: Unretardierte Präparate (z.B. Tramundin Tropfen®, o.a. ) Tilidin/ Naloxon Dauermedikation: Retardierte Präparate (z. B. Valoron N retard®, o.a.)
Einzeldosis: 50/4mg, 100/8mg, 150/12mg, 200/16mg Retard-Tabletten
Mögliche Initialdosis (Beispiel): Tilidin/ Naloxon 50/4mg 1 – 1 – 1
o ~ Äqivalenzdosis von Morphin SR 30 - 60mg
Bedarfsmedikation: Unretardierte Präparate (z.B. Valoron N Tropfen®, o.a.) Cave: Tilidin-Naloxon-Tropfen haben ein sehr hohes suchterzeugendes Potential. Besonderheit: Kombination aus µ-Agonisten mit µ-Antagonisten, keine Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz erforderlich. WHO Stufe lll: Stark wirksame Opioide
Indikation: starke bis stärkste Schmerzen
Dauermedikation: Retardierte Präparate (z. B. MST®, M long®, o.a.)
Einzeldosis:10/30/60/100/200mg Retard-Tabletten
Einzeldosis: 20/30/60/100/200mg Retard-Granulat (Beutel)
Mögliche Initialdosis: Morphin SR 30 - 60mg/ Tag
Bedarfsmedikation: Unretardierte Präparate (z.B. Sevredol )
Morphin-Tropfen: Morphin-Lösung 0,1% - 4% 1ml= 1 - 40mg
Besonderheit: „Goldstandard“, aber: Kumulation bei Niereninsuffizienz (relative bis absolute Kontraindikation) Buprenorphin Dauermedikation: Transdermales Therapeutisches System (TTS) (z.B. Transtec PRO )
Dosierungseinheiten: 35µg/ Std. (Beladung: 20mg), 52,5 (Beladung: 30mg), 70 µg/
Dosierungsinterval (Pflasterwechsel): al e 3,5 Tage
Mögliche Initialdosis: Buprenorphin-TTS 35 µg/h
o ~ Äquivalenzdosis von Morphin SR 60mg/ Tag
Bedarfsmedikation: Sublingualtabletten (z.B. Temgesic , o.a.)
• Einzeldosis: Buprenorphin Sublingualtabletten: 0,2mg/ 0,4mg
• Dosierungsinterval : al e 6 - 8 Std.
Besonderheit: Sicher bei Niereninsuffizienz, keine Dosisreduktion erforderlich. Fentanyl Dauermedikation: Transdermales Therapeutisches System (TTS) (z.B. Durogesic SMAT )
Dosierungseinheiten: 12,5µg/ Std. (Beladung: 2,1mg), 25µg/ Std. (Beladung:
4,2mg), 50µg/Std. (Beladung: 8,4mg), 75µg/ Std. (Beladung: 12,6mg),100µg/ Std.
Dosierungsinterval (Pflasterwechsel): al e (2-) 3 Tage
Mögliche Initialdosis: FentanyI-TTS 25 µg/h
o ~ Äquivalenzdosis von Morphin SR 60mg/ Tag
Bedarfsmedikation: Transdermales Orales Therapeutisches System (O-TTS) (z.B. Actiq )
Einzeldosis: 200, 400, 600, 800, 1000µg
Besonderheit: Gleich schneller Wirkbeginn wie Morphin i.v. Hydromorphon Dauermedikation: Retardierte Hydromorphon-Kapseln (z.B. Palladon Retard-Kapseln®)
Einzeldosis: 4 /8 /16 /24 mg Retard-Kapseln
Mögliche Initialdosis: Hydromorphon Retardkapseln 4mg 1 – 0 – 1
o ~ Äquivalenzdosis von Morphin 40 - 60mg/ Tag
Bedarfsmedikation: Unretardierte Hydromorphon-Kapseln (z.B. Palladon-Kapseln®)
Einzeldosis: Hydromorphon-Kapseln á 1,3 oder 2,6mg
Dosierungsinterval : Nach Bedarf, al e 1 - 2 - 4 Stunden (Bedarfszeitraum
Besonderheit: Keine aktiven Metaboliten, keine Kumulation bei Niereninsuffizienz, wegen besonders geringer Plasma-Eiweißbindung geringe Interaktion mit anderen Pharmaka. Die Retard-Kapseln können geöffnet werden, die Granula sind retardiert und PEG- gängig. Levomethadon Dauermedikation: Levomethadon-Lösung (z.B. L-Polamidon®)
Mögliche Initialdosis: 2,5 mg/ (6)-8 Stunden
Cave: Während der Titration sorgfältige Überwachung der Vigilanz des Patienten wegen Kumulation erforderlich. Bei Somnolenz sofortige Dosisreduktion. Oxycodon (z.B. Oxygesic®) Dauermedikation: Retardierte Oxycodon Tabletten (Oxygesic Retard-Tabletten®)
Einzeldosis: 5mg, 10mg, 20mg, 40mg Retardtabletten
• Mögliche Initialdosis: Oxycodon Retardtabletten 5mg 1 – 1 – 1
o ~ Äquivalenzdosis von Morphin 30mg/ Tag
6. Koanalgetika / Adjuvantien 6.1 Therapie des neuropathischen Schmerzes
Vor al em bei brennenden, kontinuierlichen Schmerzen
trizyklische Antidepressiva (z.B. Amitriptylin (Saroten®) 10 - 25 - 75 mg/d,
einschleichende Dosierung, Gabe zur Nacht,
Cave: anticholinerge Nebenwirkungen (NW), Müdigkeit, Mundtrockenheit,
Noradrenalin/Serotonin Wiederaufnahmehemmer (z.B. Venlaflaxin (Trevilor®
2 x 37,5 mg), oder noradrenerge -/ spezifisch serotonerge Antidepressiva
(z.B. Mirtazepin (Remergil®) 15 mg zur Nacht , EBL :4 - 5 (s.u.)
dtl. weniger anticholinerge NW, aber Wirkung nicht gut belegt, nicht
Vor al em bei einschießenden Paroxysmen
Gabapentin
Gabapentin (Neurontin®) bis maximal 3600 mg/d, vorsichtig aufdosieren
UAW: Schwindel, Müdigkeit, Ataxie, Ödeme (dosisabhängig),
Cave: Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz (Kumulation möglich – aber: keine
Pregabalin
Pregabalin (Lyrica®) bis maximal 600 mg/d, vorsichtig aufdosieren
UAW: Schwindel, Müdigkeit, Ataxie, Ödeme (dosisabhängig),
Cave: Dosisreduktion bei Niereninsuffizienz (Kumulation möglich – aber: keine
Carbamazepin
Carbamazepin ret. (z.B. Tegretal ret.®) 200 - 1200 mg/die, vorsichtig aufdosieren
UAW: Schwindel, Müdigkeit, Ataxie, Ödeme (dosisabhängig), Exantheme,
Blutbildveränderungen, Anstieg von Leberenzymen
Al gemein : Patient über zu erwartene UAW, Art der Medikation (Antidepressivum bzw.
Antikonvulsivum) und verzögerten Wirkeintritt (Tage bis Woche(n)) aufklären.
6.2 Gastroprotektiva
Als Prophylaxe medikamenteninduzierter (speziel NSAID) gastrointestinaler Läsionen ist
ausschließlich die Wirksamkeit von Prostaglandinanaloga oder Protonenpumpenhemmer
belegt. H2-Blocker (z.B. Ranitidin) sind in der Prophylaxe unterlegen.
Misoprostol 400 – 800 µg/24h (Cytotec® 200) 1 Tbl. = 200 µg.
UAW: Bauchschmerz, Diarrhoe, Nausea, Vertigo, deshalb häufig niedrige
Pantoprazol 40 mg/24 h (Pantozol® oder andereGenerika) 1Tbl. = 20/40 mg.
Nebenwirkungen: Diarrhoe, Nausea, Bauchschmerzen, Hautveränderungen.
7. Versorgung mit Betäubungsmitteln / Aspekte der BtMVV (Stand: 1. Febr. 1998) Verschreibungs-Höchstmengen von Betäubungsmitteln (BtM) (Beispiele für häufig in der Tumorschmerztherapie eingesetzte BtM) Buprenorphin 150 mg,
Tilidin 18 000 mg Außerdem: Dronabinol 500 mg
Verordnung von bis zu zwei BtM innerhalb von 30 Tagen unter Einhaltung der jeweiligen
Höchstmenge. Verschiedene Darreichungsformen eines Wirkstoffs gelten als ein BtM.
Ausnahmeregelungen
Bei medizinischer Indikation für Patienten in Dauerbehandlung:
• Kennzeichnung des BtM-Rezeptes mit "A“.
• (Meldung an Aufsichtsbehörde entfäl t!)
Notfall-Verschreibung
In Notfäl en können BtM auf Normalrezept verordnet werden. Die Verordnung ist mit dem
Wort „Notfal -Verschreibung“ zu kennzeichnen. Der Arzt muss unverzüglich ein BtM-
Rezept nachreichen, das mit dem Buchstaben „N“ gekennzeichnet ist.
Ausstellen von BtM-Rezepten
BtM-Rezepte einschließlich des Verordnungsteils können komplett maschinel ausgestel t
werden. Die Unterschrift und ggf. der Zusatz „i.V“ sind handschriftlich zu leisten.
Änderungen der Verschreibung muss der Arzt handschriftlich vornehmen und durch
Erforderliche Angaben:
• Name, Vorname und Anschrift des Patienten
• Ausstel ungsdatum (Gültigkeit der Verordnung: 7 Tage)
• Bezeichnung des Medikamentes; fal s dadurch nicht eindeutig bestimmt, zusätzlich
Darreichungsform sowie Bezeichnung und Gewichtsmenge des enthaltenen BtM
• Menge des verordneten Arzneimittels in Ziffern (Stückzahl oder Menge in Gramm
• Gebrauchsanweisung mit Einzel- und Tagesgabe oder Vermerk „Gemäß
schriftlicher Anweisung“, wenn der Patient eine schriftliche Einnahmeanweisung
• Ggf. Zusatz „A“ (Verordnung nach Ausnahmeregel) oder „N“ (Notfal -Verschreibung)
• Name, Berufsbezeichnung und Anschrift einschließlich Telefonnummer des
verschreibenden Arztes (Unterschrift, ggf. Vermerk „i.V.“)
Abgabe von BtM durch den Apotheker
Der Apotheker darf nach Rücksprache mit dem verschreibenden Arzt fehlende Angaben
auf dem BtM-Rezept ergänzen und nicht korrekt ausgefül te Rezepte ändern. Fal s eine
Rücksprache nicht möglich ist, dürfen fehlerhafte BtM-Rezepte vom Apotheker beliefert
werden, wenn ein dringender medizinischer Bedarf vorliegt.
8. Symptomkontrolle
Das Auftreten von Symptomen stel t für Patienten mit einer inkurablen Tumorererkrankung
regelmäßig eine gravierende Einschränkung ihrer Lebensqualität dar. Symptome treten
erkrankungsbedingt oder therapiebedingt auf. Nach Literaturangaben treten bei bis zu 60
% der Tumorschmerzpatienten Anorexie und Schwäche, gastrointestinale, pulmonale,
zentrale bzw. neuropsychiatrische und dermatologische Symptome auf, deren Kontrol e
problematischer sein kann als die der Schmerzen. Ein häufiges Problem der
Tumorschmerztherapie und Symptomkontrol e ist die Abwägung des Ausmaßes
therapeutischer Maßnahmen, des zu erwartenden Erfolges, der Lebensqualität und der
Wünsche des Patienten und der Angehörigen.
Anorexie, Appetitlosigkeit
Häufige Ursachen sind unzureichend behandelte Schmerzen, gastrointestinale Ursachen
(Obstipation, Dysphagie, Nausea therapieunabhängig oder bei Radiatio, Chemotherapie,
Opioidtherapie), Mundtrockenheit oder Störungen der Geschmacksempfindung. Eine
ursachenorientierte Therapie kann in einer Opioidrotation oder dem Einsatz von
Antiemetika bestehen. Geeignete Nahrung anzubieten ist oft schwierig, weshalb ein
medikamentöses Vorgehen notwendig werden kann (Kortikosteroide, Megesterol 600 –
1000 mg/d, Cannabinoide, z.B. Dronabinol 1 – 2,5 g/d).
Schwäche, Fatigue
Anorexie, Anämie, Depression, therapeutische Interventionen (Chemotherapie, Radiatio,
postoperativ) und unerwünschte Medikamentenwirkung (Opioide) führen regelmäßig zum
Fatigue-Syndrom. Die Therapie umfasst die Anhebung des Hämoglobinwertes
(Einmalkonserven, Erythropoetin), Mobilisationsversuche, stützende Psychotherapie,
Dosisneueinstel ung oder Rotation von Opioiden, Antidepressiva, weiteren Sedativa. Ein
Versuch mit Modafinil 50 – 100 mg/d (off-label) oder Methylphenidat 5 – 20 mg/d (off-
Obstipation
Eine Obstipation tritt regelhaft auf z.B. bei Immobilität, Schwäche, Dehydratation,
Hypokaliämie, Hyperkalziämie, Parkinsonoid, Obstruktion, Aszites, Hämorrhoiden,
Fissuren, medikamentöser Therapie mit Chemetherapeutika (Vincristin, Vinblastin,
Bleomycin), Opioiden, Antidepressiva, Neuroleptika, 5-HT3-Antagonisten,
Butylscopolamin und Calciumantagonisten. Ein Problem ist die objektive Erfassung nach
den Rom-Kriterien (stuhlfreies Interval länger als drei Tage, harter Stuhl, langes Pressen,
Gefühl der unvol ständigen Entleerung), das voreilige Absetzen von Opioiden und die
fehlende konsequente Anwendung einer Prophylaxe mit Laxanzien. Eine
Laxanzienprophylaxe ist bei Opioiden, Antidepressiva, Neuroleptika obligat und sol te
osmotisch wirksamen Laxanzien beinhalten (Macrogol Elektrolyte 3350, Lactulose).
Soweit möglich sol te eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und Mobilisation gewährleistet
werden. Die Therapie einer aufgetretenen Obstipation erfolgt gemäß einem
Stufenschema, mit 1.) dem Einsatz bzw. einer Dosissteigerung eines osmotischen Laxanz
(z.B. Macrogol Elektrolyte 3350: 1 – 7 ! Beutel/d), 2.) einer Kombination mit einem
antiabsorptiv/sekretagogen Laxanz (Na-Picosulfat, Bisacodyl), 3.) einer Revision der
Diagnose bzw. erneute Diagnostik (Ileusausschluss), dem Einsatz von Bisacodyl oder
Glycerin als Suppositorium, 4.) Senna-Alkaloiden, 5.) Amidotrizoeessigsäure und
Prokinetika (Metoclopramid, Prostigmin, Ceruletid). Quel stoffe sind bei Dehydratation
Diarrhoe
Zu einer Diarrhoe führen verschiedene Ursachen wie Infektion, Radiatio, Antibiotika,
Zytostatika, Cyclooxygenasehemmer, Kurzdarmsyndrom, chronisch-entzündliche
Darmerkrankungen, Pankreasinsuffizienz mit Malabsorption, „Überlaufdiarrhö“ bei
Obstipation, Stuhlimpaktion oder paraneoplastisch. Symptomatische Maßnahmen
bestehen in Rehydrierung, Elektrolytsubstitution, dem Einsatz von Pektinen,
Aluminiumhydroxid, Bal aststoffen, Kohlekompretten, Loperamid, anderen Opioiden,
Butylscopolamin (bis 100 mg/d, cave: Tachycardie), Octreotid (bis 300 µg/d). Kausal bzw.
ursachenorientiert erfolgt bei Pancreasinsuffizienz eine Therapie mit einer
Enzymsubstitution, bei entzündlich bedingten Diarrhoen mit Sulfasalazin, Mesalazin, evtl.
mit Indomethazin, beim Kurzdarmsyndrom mit Cholestyramin und beim Karzinoid mit
Nausea, Emesis
Ursachen sind u. a. Schmerzen, Medikamente (Chemotherapie, Opioide), Radiatio,
Tumore, Obstipation, Ileus, Ikterus, Urämie, Hyperkalzämie, Hirndruck und
neuropsychiatrische Ursachen. Eine parenterale Rehydrierung kann notwendig werden.
Bei einer kausalen Therapie stehen die Behandlung einer gastrointestinalen Obstruktion,
von Hirndruck, metabolischen Entgleisungen oder nicht-tumorbedingten Ursachen
(Migräne) im Vordergrund, während symptomatisch folgender Stufenplan ausgeführt wird.
Medikamentös können 1.) Metoclopramid (bis zu 120 mg/d) oder Domperidon (bis zu 30
mg/d), 2.) zusätzlich Dimenhydrinat (bis zu 300 mg/d), Scopolamin (bis zu 1,5 mg/d), 3.)
zusätzlich Neuroleptika (Haloperidol bis zu 6 mg/d, Promethazin bis zu 75 mg/d) 4.) 5HT3-
Antagonisten (Ondansetron, Granisetron) 5.) Cannabinoide (Dronabinol bis zu 5 g/d),
Kortikosteroide (Dexamethason, bis zu 20 mg/d) eingesetzt werden. Bei chemo- oder
radioatiobedingter Nausea oder Emesis empfiehlt sich ein frühzeitiger Beginn mit 5HT3-
Antagonisten. Der Sonderfal einer nicht kurativ behandelbaren gastrointestinalen
Obstruktion kann die Gabe von Octreotid, Scopolamin oder Butylscopolamin,
Kortikosteroiden, ggf. eine pal iativ-chirurgische Entlastungsoperation oder die Anlage
Das subjektive Gefühl der Atemnot, oftmals verbunden mit erhöhter Atemarbeit, ist einer
der häufigsten Symptome in der Terminalphase. Verschiedenartige Ursachen wie z.B.
Infektion, Obstruktion, Tumor, Metastasen, Pleuraerguss, Sekretverhalt,
kardiozirkulatorische Gründe, Perfusionsstörung (Embolie), Bronchospasmus, COPD,
Azidose, neuromuskuläre Ursachen (Muskelatrophie) oder Angst führen zu einer
Dyspnoe. Die Abwägung kurativer versus pal iativer Maßnahmen (Sauerstoffgabe,
Intubation und Beatmung) kann für die Behandler problematisch sein. Zu
symptomatischen TherapieMaßnahmen zählen Beruhigung, der Einsatz eines
Handventilators (subjektiv als lindernd angesehen), Physiotherapie, Opioide (Morphin, 5 –
20 mg p.o., s.c.), Sedierung (Lorazepam, bis zu 5 mg/d), ggf. parenterale Applikation.
Ursachenorientiert kann beim Pleuraerguss eine Pleurapunktion oder eine Pleurodese,
bei einer Bronchospastik der Einsatz von Theophyl in, ß2-Mimetika, Anticholinergika,
Kortikosteroiden, - oral, parenteral, per inhalationem - , indiziert sein.
Rasselatmung in der Finalphase
Sekretverhalt und Ödemneigung können in der Finalphase zu dem für Außenstehende
subjektiv belastenden Symptom der Rasselatmung führen, das häufig einen
schädigenden Aktionismus bewirkt (Absaugen, Flüssigkeitstherapie). Medikamentös
können Anticholinergika (Scopolamin, Butylscopolamin, Atropin, Glycopyrrolat), Opioide
(Dosissteigerung bei Opioiddauertherapie) und Benzoediazepine (s.o.) eingesetzt werden.
Eine terminale Sedierung kann notwendig sein.
Neuropsychiatrische Symptome, zentrale Symptome
Unterschiedliche neuropsychiatrische oder zentrale Symptome wie Sedierung Agitation,
Hal uzinationen, Angst, Depression haben oft multifaktoriel e Ursachen (z.B. erkrankungs-,
therapiebedingt, medikamentös, Organinsuffizienz, Kachexie, Infektion, Hypoxie, reaktiv,
Entzug, metabolisch, Hirndruck bei Metastasen, Hydrocephalus). Myoklonien treten häufig
bei Kumulation von Opioidmetaboliten, insbesondere bei Niereninsuffizienz auf. Nach
Ausschluss anderer therapierbarer Ursachen (z.B. erhöhter Hirndruck, Hyperkalziämie)
sol ten medikamentöse Ursachen (Opioide, Benzoediazepine, Antidepressiva,
Neuroleptika, Anticholinergika) ausgeschlossen werden. Dies kann eine
Medikamentenrotation (Opioiderotation ) oder eine Dosisanpassung bei Organinsuffizienz
notwendig machen. Gemäß dem neuropsychiatrischen Bild ist der Einsatz von
stimulierenden Substanzen (s. Abschnitt: Schwäche, Fatigue), Sedativa und Neuroleptika
indiziert. Bei Singultus kann ein Versuch mit vorsichtiger Pharynxstimulation (weiche
Sonde, kaltes Wasser), Antiepileptika (gaba-Pentin), Neuroleptika, Baclofen oder
Juckreiz
Neben primär dermatologischen oder al ergologischen Ursachen kann Juckreiz auch bei
einer Cholestase oder dem Einsatz von Opioiden oder Chemotherapeutika auftreten.
Symptomatisch kommen Antihistaminika (z.B. Clemastin, bis 12 mg / d, Cetirizin bis 10
mg / d) und niederpotente Neuroleptika (Promethazin, bis 100 mg / d) zur Anwendung.
Probatorisch kann Naloxon (Opioidanatgonist) oder Paroxetin (selektiver Serotonin-
Wiederaufnahmehemmer, Antidepressivum, bis 20 mg / d) versucht werden.
9. Invasive und weiterführende Verfahren Indikationen für invasive Schmerztherapie
Invasive Schmerztherapie ist nicht ultima ratio, sondern von Anfang an gleichwertige
weil invasive Methoden zusätzlich zu konservativen Methoden eine frühe
Chronifizierung verhindern (z.B. Ganglion Stel atum-Blockaden bei
weil invasive Methoden in Einzelfäl en konservativen Methoden überlegen
sind (z.B. Katheteranalgesie bei Tumorinfiltration in den Plexus Brachialis)
weil eine medikamentöse Schmerztherapie wegen unerwünschter
Wirkungen bei manchen Patienten nicht durchgeführt werden kann (z.B. bei
multimorbiden oder sehr reduzierten Patienten).
Deshalb: Denken Sie bereits frühzeitig an invasive Methoden der Tumorschmerztherapie.
Stel en Sie Ihre Tumorpatienten ggf. in einer Spezialeinrichtung vor (auch telefonisch).
Grundsätzlich sind invasiven Verfahren aber auch in der Tumorschmerztherapie nur eine
therapeutische Möglichkeit innerhalb eines multimodalen Behandlungskonzeptes.
Voraussetzungen zur invasiven Schmerztherapie
Invasive Eingriffe dürfen nur dann vorgenommen werden,
wenn eine eingehende Aufklärung über Vorgehen, Nutzen und Risiken
stattgefunden hat, und eine schriftliche Einverständniserklärung des
wenn ein ausreichendes Monitoring zur Verfügung steht (EKG, Blutdruck,
wenn im Notfal Maßnahmen ergriffen werden können (intravenöser Zugang
liegt, Notfal ausrüstung und Notfal medikamente stehen bereit, Personal hat
Die folgende Aufstel ung stel t nur eine Auswahl der möglichen spezifischen
Invasive Diagnostik
Die Erfahrung, dass morphologische Befunde nicht immer mit der Symptomatik
korrelieren und Schmerzen auch ohne morphologisches Korrelat vorzufinden sind
(Beispiel Rückenschmerz), gilt auch für Tumorschmerzsyndrome. Trotzdem ist der
Versuch, die schmerzauslösenden Faktoren weitestgehend einzugrenzen, erstrebenswert,
um die Schmerzen gezielt zu therapieren und konservative Therapieformen mit nicht
unerheblichen systemischen Nebenwirkungen schonend einzusetzen oder zu vermeiden.
Parenterale Pharmakotherapie
Indikation ist eine Behinderung der oralen Applikation. Zur kontinuierlichen intravenösen
oder subkutanen Medikamentengabe stehen transportable Pumpen zur Verfügung. Bei
vielen Pumpen kann man neben der kontinuierlichen Gabe auch einen Bedarfsbolus
einstel en. Zeitlimits und Mengenbegrenzungen verhindern Überdosierungen. Bei jedem
Patienten muss der analgetische Bedarf individuel ermittelt werden. Durch die Einführung
transdermaler Applikationssysteme ist die parenterale Pharmakotherapie heute seltener
Rückenmarknahe/intraventrikuläre Opioidanalgesie
Hierbei werden Opioide (oder anderer Medikamente) über epidurale, intrathekale oder
intraventrikuläre Katheter appliziert. Dieses erfolgt entweder über einen Port (im
al gemeinen kurzfristige, zeitliche Überbrückung) oder durch ein vol ständig
implantierbares Pumpensystem. Da hierbei Opioide in deutlich niedrigeren Dosierungen
appliziert werden und zudem nur zu einem kleinen Teil systemisch wirksam werden, ergibt
sich folgende Indikation: nicht tolerierbare unerwünschte Wirkungen, die bei guter
analgetischer Wirkung einen Einsatz von Opioiden auf anderen Wegen unmöglich
machen. In der Regel werden hierdurch nur gleichbleibende Dauerschmerzen therapiert.
Bei modernen, ferngesteuerten und programmierbaren Systemen kann man Tagesprofile
und Boli eingeben, die somit besser an einen wechselnden Analgetikabedarf angepasst
sind. Häufigste Komplikationen sind Katheterverlagerungen.
Neurolyse des Ggl. Coeliacum
Gezielte Unterbrechung al er viszeralen Afferenzen und sympathischen Efferenzen aus
dem Oberbauch, entweder durch Einbringen eines Neurolytikums (z.B. 50 - 100%iger
Alkohol, 5 - 10%iges Phenol ist wegen der hohen Gewebetoxizität nicht mehr indiziert),
oder durch Kryo- und Thermokoagulation. Indikationen sind Schmerzen bei malignen
Tumoren im Oberbauch (insbesondere Pankreas, Leber, Gal e). Besonders hier ist die
Neurolyse des lumbalen Grenzstrangs (perkutane Sympathektomie)
Kryo- oder Thermokoagulation oder Injektion eines Neurolytikums (siehe chemische
Neurolyse des Ggl.coeliacum) am lumbalen Sympathikus. Dieses Verfahren ist nur unter
zu Hilfenahme bildgebender Verfahren durchzuführen. Indikation ist z.B. eine
Schmerzreduktion bei malignen Tumoren im Becken-Beinbereich.
Neurolyse peripherer Nerven
Nur in wenigen Fäl en erfolgversprechend (Nn. Occipitales, Nn. Intercostales). Eine
Indikation besteht daher nur in ausgesuchten Fäl en, z.B. bei segmentalen Schmerzen im
Bereich eines Intercostalnerven (Rippenmetastasen).
Intrathekale Neurolyse
Wird heute nur noch selten in Form der Chordotomie durchgeführt. Dabei wird die
Nervenleitung im Tractus spinothalamicus des Rückenmarks unterbrochen. (Nur einseitige
Ausführung; Lebenserwartung <6 Monate.)
Wegen des extremen Leidensdrucks dieser Patienten, aber auch wegen der großen
Gefahr einer Chronifizierung des Schmerzsyndroms ist bei Tumorschmerzpatienten
frühzeitig mit einer invasiven Therapie zu beginnen. In den letzten Jahren sind durch
wirkungsvol e neue Therapiemöglichkeiten (retadierte Opioide, Pflasterapplikationen)
neurodestruierende Eingriffe mehr und mehr in den Hintergrund gerückt. Deswegen und
wegen unnötiger bürokratischer Hindernisse durch die Kostenträger sind invasive
schmerztherapeutische Eingriffe in Deutschland deutlich seltener als im benachbarten
europäischen Ausland. Aber: Invasive Methoden müssen bei differenzialtherapeutischen
Überlegungen berücksichtigt werden um Tumorpatienten schnel eine wirkungsvol e
10. Antineoplastische und interventionell-supportive Therapie zur Schmerzlinderung
Stets sorgfältige Abwägung von Nutzen, Nebenwirkungen und Lebensqualität.
Die Auswahl der Tumorbehandlung hängt von folgenden Kriterien ab:
• Zytostatische oder strahlentherapeutische Vorbehandlung
• Wirksamkeit der verfügbaren Medikamente
Chemo- oder Hormontherapie
Chemo- oder hormonsensible Tumoren sind insbesondere: maligne Lymphome,
Plasmozytome, Mamma-, Ovarial- Prostata- und kleinzel iges Bronchialkarziom.
Therapie mit Bisphosphonaten
Verminderung der osteoklastenbedingten Knochenresorption
Strahlentherapie
• Perkutan, intrakavität, interstitiel
• Intraoperativ (insbesondere Knochen-, ZNS-, Augen-, Weichteil-, Hautmetastasen,
• Radionuklide (Schilddrüsenkarzinom, Knochenmetastasen)
• Notfal indikationen, therapeutische Intervention in weniger als 8 - 12 Stunden
• drohende Querschnittslähmung (Chemo- und /oder Strahlentherapie bzw. operative
• obere Einflussstauung (Chemo- und/oder Strahlentherapie)
Interventionelle radiologische Maßnahmen
• Regionale Zytostatikaperfusion, Embolisation (z.B. Leber Metastasen)
• Tubus- und Stent-Implantation (z.B. Bronchial Ca)
Interventionelle orthopädische Maßnahmen
• Vertebroplastie bei Knochenschmerzen durch ossäre Metastasen der Wirbelsäule
• Kyphoplastie bei schmerzhafter Wirbelkörper Infiltration
Operative Maßnahmen
• Stabilisierung (frakturgefährdeter) ossärer Prozesse
• Drainage gestauter Hohlorgane (z.B. Überlaufsonde MDT, Aszites Drainage)
11. Palliativmedizin und Hospiz Palliativmedizin ist die aktive, ganzheitliche Behandlung von Pat. mit nicht heilbarer,
progredienter und weit fortgeschrittenen Erkrankung mit begrenzter Lebenserwartung. Die
WHO definiert „Palliative Care als Behandlung zur Verbesserung der Lebensqualität von
Patienten und ihren Familien, die mit Problemen konfrontiert sind, die mit einer
lebensbedrohlichen Erkrankung einhergehen, durch Vorbeugen und Lindern von Leiden,
durch frühzeitiges Erkennen, sorgfältige Einschätzung und Behandlung von Schmerzen
sowie anderen belastenden Beschwerden körperlicher, psychosozialer und spirituel er Art“
(WHO 2002). Sie kann in verschiedenen Organisationsstrukturen umgesetzt werden.
Ambulanter Palliativdienst (APD): Dienste, die sich ausschließlich auf die pal iative
ärztliche und pflegerische Betreuung spezialisiert haben. Die hauptamtlichen Pflegekräfte
des APD verfügen über Pal iative Care-Weiterbildung und sind beratend (Pflegeanleitung)
und in der Versorgung tätig. Die Betreuung wird rund um die Uhr gewährleistet. Eine
solche Einrichtung kann auch als Ambulantes Hospiz- und Palliativzentrum (AHPZ)
(DGP & BAG Hospiz 2006) direkt an einen ambulanten Hospizdienst (s. u.)
Palliativstation: Pal iativpatienten werden bei akuten pal iativmedizinischem Problemen
auf einer Pal iativstation aufgenommen (Bedarf 50 Betten/Mio. EW, lt. BMG). Viele
Pal iativstationen leisten einen Palliativmedizinischen Konsiliardienst im eigenen Ambulante Hospizinitiative: Gruppe Interessierter, meist als e. V. organisiert, setzt sich
für die Belange Sterbender und deren Angehöriger ein. Dazu werden ehrenamtliche
Hospizhelfer ausgebildet, die psychosoziale Begleitung von Betroffenen anbieten, sowie
Angebote für die Trauerbegleitung. (Wesentliches Element: ehrenamtliche Mitarbeit).
Ambulanter Hospizdienst (AHD): Weiterentwicklung einer Hospizinitiative, verfügt über
qualifizierte Hospizhelfer (ab 15 geschulte Ehrenamtliche wird 1/2 Stel e für eine
hauptamtliche, qualifizierte KoordinatorIn nach § 39a SGB V kassenfinanziert).
Hospizhelfer erhalten Ausbildung, Begleitung (z. B. Supervision) und regelm.
Fortbildungen. AHD bietet feste Erreichbarkeit an. Weitere Ausbaustufen: Ambulante Hospizdienste mit palliativpflegerischer Beratung (durch weitergebildete Pflegekraft -
bei Förderung nach § 39a verpflichtend), Ambulante Hospizdienste mit (eigenem) Palliativ-Pflegedienst. stationäres Hospiz: vom Krankenhaus oder Pflegeheim unabhängige Pflegeeinrichtung,
die Schwerkranke mit absehbarem Lebensende betreut, wenn sie zu Hause nicht gepflegt
werden können und Behandlung im Krankenhaus (z. B. auf einer Pal iativstation) nicht
benötigen. Stationäres Hospiz bietet Geborgenheit und kompetente Betreuung (gem.
Rahmenvereinbarung über Art und Umfang sowie zur Sicherung der Qualität der
stationären Hospizversorgung vom 13.3.1998).
12. Psychonkologie
Psychoonkologische Angebote:
Patientenzentrierte Gesprächstherapie entsprechend dem Krankheitsstadium
Information, Beratung, Edukation – Medizinische Aufklärung, ergänzende
Krisenintervention – Gesprächstherapie, Trauerarbeit
Schulung, Verhaltenstraining – Progressive Muskelrelaxation, Autogenes
Training, Yoga, Raucherentwöhnung, Kommunikationstraining
Stützende Gespräche mit Patient oder Angehörigen
Annahme der Erkrankung im lebensgeschichtlichen Kontext
Verhaltenstherapeutische Schmerzbewältigungstechniken
13. Weiterführende Informationsangebote Deutschland Österreich Großbritannien Literatur
Aulbert, E., Zech D. (2000): Lehrbuch der Pal iativmedizin, Schattauer
Doyle, D., Hanks, G (2003): Oxford Textbook of Pal iative Medicine, 3. A. Oxford
Husebo, S., Klaschik E. (2003): Pal iativmedizin - Praktische Einführung in
Schmerztherapie, Ethik und Kommunikation. Springer
MacDonald, N. (1998): Pal iative Medicine - A case-based manual, Oxford University
Zenz M., Donner B. (2002): Schmerz bei Tumorerkrankungen. Interdisziplinäre Diagnostik
und Therapie. wissenschaftliche Verlagsgesel schaft, Stuttgart
14. „Auf einen Blick“
[ 0 ] [ 1 ] [ 2 ] [ 3 ] [ 4 ] [ 5 ] [ 6 ] [ 7 ] [ 8 ] [ 9 ] [ 10 ] Schmerzintensität, Lokalisation, Dauer, Schmerzcharakter Nozizeptiv-visceral
Ibuprofen bis 2400 mg/d + Pantozol 20 mg/d
Knochenschmerz
Diclofenac bis 150 mg/d + Pantozol 20 mg/d
Bisphosphonat z.B. Pamidronat 60 mg al e 3 Wo
Neuropathisch
Gabapentin bis 3600 mg, Pregabalin bis 600 mg
Einstieg mit Tramadol ret. oder Valoron ret. 200 - 300 mg/d, zu-
sätzlich gleiches Opioid als Tropfen gegen Durchbruchschmerz
Einstieg mit stark wirksamen Opioid in niedrigerer Dosis
vorhandenes Basisopioid steigern max. um 30-50% (oder um
die Menge der Zusatzgaben des kurzwirksamen Opioids)
- al e 24 Stdn. möglich bei oralen Opioiden - frühestens al e 48 Stdn. bei transdermalen Systemen
[ 0 ] [ 1 ] [ 2 ] [ 3 ] [ 4 ] [ 5 ] [ 6 ] [ 7 ] [ 8 ] [ 9 ] [ 10 ]
Schmerzintensität, Lokalisation, Dauer, Schmerzcharakter Opioidrotation, Radiatio, Intrathekale (Epidurale) Therapie, Chirurgie (Debulking), Neurochir. Äquivalenzdosen-Opioide Medikament Tagesdosis (i. d. R. nichtinvasiv und retardiert) Faktor Faktor
Codein ist bei Dauerschmerzen zur Tumorschmerztherapie ungeeignet
Tramadol parenteral (s.c., i.v.) 100 200 400
Pethidin ist zur Tumorschmerztherapie ungeeignet
Morphin (oral) mg 120 150 180 210 300 480 600 900 0,33-0,5
subling. In mg Buprenorphin parenteral (s.c.,
* Non-Responder kommen bei „poor metabolization“ vor
Stufentherapie der Obstipation bei Patienten der Schmerztherapie Stufe 1 (oral) Osmotisches Laxanz propulsives Laxanz
Macrogol 3350/Elektrolyte, Lactulose oder Na-Picosulfat, Bisacodyl
Stufe 2 (oral) Osmotisches Laxanz propulsives Laxanz
Macrogol 3350/Elektrolyte, Lactulose in Kombination mit Na-Picosulfat, Bisacodyl
Osmotisches Laxanz propulsives Laxanz Suppositorium
Wie oben + Suppositorium (Bisacodyl oder Glycerin)
Stufe 4 Medikamentöse nichtmedikamentöse Maßnahmen
Diagnostische Abklärung in Kombination mit medikamentösen Maßnahmen
Stufe 3 + Sennoside, Rizinus, Amidotrizoeessigsäure, experimentel e Ansätze (Naloxon)
Nichtmedikamentöse Maßnahmen Physiotherapie (Colonrahmenmassage), Einläufe, manuel e Ausräumung
Fuessgen I, Gruss HJ, Hardt R, Wanitschke R, Wirz S: Consense-conference: Constipation – a problem related to pain therapy ? Eur J Geriat 2004, 6; 2:102-107 EbL 3
Antiemetika
Beispiele: - Opiat induzierte Übelkeit/Erbrechen Basismedikation: prophylaktisch in der Einstel ungsphase für ca. 2 Wochen: Haloperidol (Haldol®) 0,3-0,5 mg ( entsprechen 3-5 Tropfen) al e 8 Stunden und/oder: Metoclopramid (Gastrosil®) 10 mg al e 8 Stunden Weitere Optionen bei unzureichender Wirkung: Dexamethason (Fortecortin®) 4-8 mg / die, Ondansetron (Zofran®), Dimenhydrinat (Vomex®) 3x 50-100 mg, Tetrahydrocannabinol (Marinol®) 3-4 x 5 mg EBL: 8 (s.u.) - Übelkeit/Erbrechen durch Chemotherapeutika Dexamethason (Fortecortin 4-8 mg/die) + 5-HT 3 Antagonist (Ondansetron, Topisetron etc.) EBL: 1 (s.u.) EBL = Evidence base Level
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Sexually Transmitted Infections in Marion Karen Landers MD MPH, Marion County Health Officer April is Sexually Transmitted Disease Awareness Month, when the continued impact of sexually transmitted infections (STIs) on the health of the community is acknowledged, and strategies for reducing and preventing the spread of STIs are re-emphasized. Reported cases of Chlamydia trachomatis (CT) c