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Zusammenfassung neuerer psychologischer Studien zum Thema
Autor: Robin Junker (B.A. Erziehungswissenschaft)
Datum: 08.06.11

Der Umgang mit Pornographie ist für viele Jugendliche und junge Erwachsene ein wichtiges
Thema. Daher lohnt es sich, einen Blick auf neuere psychologische Studien und ihre
Ergebnisse zu werfen.
In einer Befragung an 563 amerikanischen College-Studenten gaben 93% aller Männer und
62% aller Frauen an, vor dem 18. Lebensjahr mindestens einmal Pornographie konsumiert zu
haben. Das Internet fungiert nach den Autoren dieser Studie heute als wichtigster Faktor zum
Kennenlernen menschlicher Sexualität (Sabina, Wolak & Finkelhor 2008). Eine weitere
Studie der Autoren ergab in diesem Zusammenhang, dass der Großteil des Konsums von
Pornographie vor dem 18. Lebensjahr ungewollt ist (Wolak, Mithell & Finkelhor 2007). In
einem Interview mit 51 schwedischen Personen gab die Mehrheit an, dass Pornographie für
sie normal geworden sei. Außerdem werde sie in alltäglichen Umgangsformen eingebaut, sie
fungiere als Informationsquelle für sexuelle Bildung und als Stimulus sexueller Erregung. Für
viele männliche und weibliche Interviewpartner geben die Pornofilme einen Rahmen für den
idealen Körper und die optimale sexuelle Performanz (Lofgren-Martenson & Mansson
2010).Auch eine norwegische qualitative Studie zeigt, dass Pornographie ein, in großen
Segmenten der norwegischen Population, akzeptiertes Phänomen ist (Traen, Spitznogle &
Beverfjord 2004).
Studien aus der Türkei (Özcan & Buzlu 2007), Amerika (Fortson, Scotti, Chen, Malone &
Del Ben 2007) und China (Hong, Li, Mao & Stanton 2007) verdeutlichen, dass vor allem
Männer Pornographie zu einem wichtigen Bestandteil ihrer Internetaktivität machen. Die
unterschiedlichen Studien zeigen ebenso, dass das Phänomen des regelmäßigen Pornographie-
konsums bei Männern eine interkulturelle Erscheinung ist.
Vor allem 34-65-jährige Männer, die in keiner festen Beziehung leben, nehmen mit einer
erhöhten Wahrscheinlichkeit regelmäßig sexuelle Angebote, die das Internet bietet, in
Anspruch (Daneback, Mansson & Ross 2007).
Neben der großen Verbreitung von Pornographie durch das Internet steht die Frage im Raum,
welche Auswirkungen diese auf das Individuum hat. In diesem Rahmen arbeiteten einige
Studien den Zusammenhang von Pornographiekonsum und anderen Verhaltensweisen heraus.
Häufiger Pornographie-Konsum führt nach einer Studie von Malamuth, Addison & Koss zu
sexuell aggressivem Verhalten (Malamuth, Addison & Koss 2000). Außerdem werde der
Glaube bestärkt, dass es eine Frau genießt, vergewaltigt zu werden. Dies ist besonders dann
der Fall, wenn eine Person besonders „harte“ Pornographie konsumiert (Allen, Emmers &
Gebhardt 1995). Eine Metaanalyse konnte diese Aussagen bestätigen und findet außerdem,
dass der regelmäßige Pornographiekonsum mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu sexuell
normabweichendem Verhalten und der eingeschränkten Fähigkeit intime Beziehungen zu
unterhalten einhergeht (Allen, Emmers & Gebhardt 1995). Dies deckt sich mit einer
Untersuchung von Zapf, Greiner & Carrol, die in ihrer Studie herausfanden, dass sexsüchtige
Männer dazu neigen in einer Partnerschaft eine unsichere Bindung auszuprägen. Dies äußert
sich vor allem in häufigeren Angst- und Vermeidungssituationen während romantischer
Beziehungen (Zapf, Greiner & Carrol 2008).
Außerdem geht der Umgang mit sexuellen Inhalten im Internet mit einem verschlechterten
Körperbild, einem größeren Druck, die gesehenen Sexualpraktiken auszuüben und einem
geringerem sexuellen Interesse einher (Albright 2008).
Dass der Pornographie-Konsum mit einem generell problematischen Internetgebrauch eng
verzahnt ist, zeigt eine Studie von Frangos, Frangos & Sotiropoulos. Danach hängt
problematisches Internetverhalten mit dem männlichen Geschlecht, einem niedrigem
sozioökonomischen Status, schlechten Noten, der erhöhten Anzahl von Besuchen auf MSN,
Forums, youtube, Pornographieseiten, Chats, Werbeseiten, google, yahoo!, anderen
Emailprogrammen, Spieleseiten und Blogs zusammen (Frangos, Frangos & Sotiropoulos
2011). Eine weitere Studie verdeutlichte in Bezug darauf, dass der Konsum pornographischer
Inhalte im Internet am besten den zwanghaften Internetgebrauch ein Jahr später voraussagt
(Meerkerk, Van Den Eijnden & Garretsen 2006).
Über die Ursache-Wirkungs-Mechanismen beim Konsum von Pornographie weiß man noch
nicht sonderlich viel, da diese Studien nur Auskünfte über Zusammenhänge geben. Einige
argumentieren, dass die sexuelle Neigung, die der jugendliche schon zu Beginn der Pubertät
ausprägt, der stärkste Prädiktor für die Nutzung von Pornographie ist (Paul 2009). Andere
hingegen formulieren die Hypothese, dass nicht die Frequenz, sondern die Art und Weise, wie
ein Individuum mit Pornographie interagiert entscheidend dafür ist, ob es problematischer
Auswirkungen hat oder nicht (Twohig, Crosby & Cox 2009).
Wenn man an Auswirkungen von Pornographiekonsum auf Paarbeziehungen interessiert ist,
bieten Daneback, Traeen & Mansson eine interessante Studie an. Sie fanden heraus, dass
Paare, die gemeinsam oder getrennt Pornographie konsumierten, von weniger erotischen
Höherpunkten in ihrer Beziehung berichteten, als Paare, die keine Pornographie konsumierten
(Daneback, Traeen & Mansson 2009).
In Bezug auf strafrechtlich auffällig gewordene Jugendliche konnte man entdecken, dass der
Konsum von Pornographie mit der Anzahl der Straftaten zusammenhing und wenn
Pornographie bereits vor dem 10. Lebensjahr konsumiert wurde stieg die Zahl der sexuellen
Straftaten bedeutend an (Burton, Leibowitz & Howard 2010). Hier sollte man jedoch auch die
möglichen Auswirkungen des familiären Kontextes miteinbeziehen, der es erst möglich
machte, dass das Kind vor dem 10. Lebensjahr mit Pornographie in Kontakt kam.
Außerdem sagte die die Häufigkeit und die Härte der konsumierten Pornographie bei
jugendlichen Insassen die Rückfallquote zu delinquentem Verhalten vorher (Kingston,
Fedoroff, Firestone, Curry & Bradford 2008).
Zur Behandlung von Pornographie-süchtigen Personen gibt es schon seit längerem eine Reihe
an Möglichkeiten. In neuren Forschungsartikeln wurde gefunden, dass anonyme Internet-
Unterstützungsplattformen durch ihre emotionale Einbindung eine gute Anlaufstelle sind
(Cavaglion 2008). Zudem werden momentan Medikamte erprobt, die bei der Behandlung von
Sexsucht hilfreich sein können (Bostwick & Bucci 2008).
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Source: http://www.internet-pornografie.de/fileadmin/internet-pornografie/media/Robin_Junker__2011__-_Zusammenfassung_Pornographiekonsum.pdf

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